J.S. STAEDTLER 1919 (4)

Eine fla­che, zwei­ge­teilte Metall­hülse, die einen kur­zen Holz­blei­stift auf­nahm und ent­we­der die­sen ver­län­gerte oder die (Westen-)Tasche, in der er leicht Platz fand, vor des­sen Spitze schützte, zeigte die Seite 75 des Kata­logs von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1919.

Umsteckschoner

Für den umzu­ste­cken­den Scho­ner, der sich nach Anga­ben des Her­stel­lers beson­ders gut an das Rei­se­pu­bli­kum ver­kau­fen ließ, gab es gleich drei ver­schie­den aus­ge­führte Blei- und einen Kopier­stift, wobei letz­te­rer als (mir unbe­kannt) „velour­po­liert“ beschrie­ben wurde; eine Vari­ante war gar gerieft. – Wel­ches Holz statt der Zeder zum Ein­satz kam und was das „weiße Metall“ war, konnte ich bis jetzt nicht herausfinden.

Ich möchte mich wie­der einer (zuge­ge­be­ner­ma­ßen red­un­dan­ten) Mon­tage bedie­nen, um das im Kata­log nicht Gezeigte zu ergänzen:

Umsteckschoner (Montage)

Die Form der 62,5 mm lan­gen und mit sil­ber­far­be­nem Prä­ge­druck ver­se­he­nen Blei­stifte ist aus heu­ti­ger Sicht unge­wöhn­lich, denn wäh­rend ihr Pro­fil an ein abge­run­de­tes Recht­eck und damit an Zim­mer­manns­blei­stifte erin­nert, zeigt die untere Abbil­dung keine recht­eckige wie in die­sen, son­dern eine runde (oder ovale). – Den Här­te­grad nennt der Kata­log nicht; auch fehlt der Hin­weis auf einen geeig­ne­ten Spitzer.

Umsteckschoner

Das Funk­ti­ons­prin­zip die­ses Umsteck­scho­ners ähnelt dem der soge­nann­ten „bul­let pen­cils“, von denen man sagt, dass ihr Ursprung in den US-​amerikanischen Bür­ger­krieg zurück­rei­che; damals sol­len Sol­da­ten kurze Blei­stifte in leere Patro­nen­hül­sen gesteckt haben, um sie bes­ser ver­stauen zu können.

Umsteckschoner

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4 Kommentare zu „J.S. STAEDTLER 1919 (4)“

  1. Das mit den »Bul­let Pen­cils« halte ich für eine Legende: Im ame­ri­ka­ni­schen Sezes­si­ons­krieg (1861-​1865) waren moderne Patro­nen­hül­sen aus Metall allen­falls in homöo­pa­ti­schen Dosen anzu­tref­fen! Fast alle Hand­feu­er­waf­fen waren damals noch Vor­der­la­der (mit Per­kus­si­ons­schloß), denen die Treib­la­dung lose (per Pul­ver­fla­sche) oder abge­packt per Papier­um­hül­lung durch den Lauf zuge­führt wurde…

    Vgl. dazu Waf­fen des Bürgerkrieges

  2. Danke für diese Infor­ma­tio­nen, die meine Vor­be­halte bestä­ti­gen (der gerin­gen Ver­brei­tung die­ser Waf­fen war ich mir jedoch nicht bewusst). Ich glaube eher, dass die­ses Blei­stift­zu­be­hör zufäl­lig oder bei einer Bas­te­lei ent­stan­den ist und sei­nen Namen durch die Ähn­lich­keit der Form mit Muni­tion (oder gar zu Mar­ke­ting­zwe­cken) bekom­men hat.

  3. Über die abge­bil­de­ten Stifte kann ich nichts schrei­ben. Jedoch kenne ich ähn­li­che Stifte ab 1906. Dabei waren die Umste­cker je nach Preis­ka­te­go­rie aus Nickel, Stahl­oxyd, Sil­ber, ver­sil­bert, Gold oder ver­gol­det. Als Zedern-​Ersatzholz wurde in der Regel Erle oder Linde genom­men. Wurde Föhre ver­wen­det sprach man nor­ma­ler­weise nicht von Zedern-​Ersatzholz. Ob das aller­dings bereits Anfang des 20.Jahrhunderts so war, keine Ahnung. 1938 wurde jeden­falls eine ent­spre­chende Anord­nung von der Fach­un­ter­gruppe der Blei­stift­in­dus­trie mit Sitz in Nürn­berg erlas­sen. Der kleinste Stift mit Umste­cker, der mir bekannt ist(von 1906), misst gerade mal 4,5 cm in der Länge und ist 0,6 cm breit und 0,3cm dick. Umsteck­stifte gab es nicht nur flach, son­dern auch in rund, oval, flach oval und drei­eckig. Erstaun­li­che Leis­tung für die dama­lige Zeit.

  4. Danke für diese inter­es­san­ten Details, die gleich meh­rere mei­ner Fra­gen beant­wor­ten, so z. B. nach dem, was sich hin­ter „Zedern-​Ersatzholz“ ver­birgt. – Die Viel­falt der damals ange­bo­te­nen Vari­an­ten ist beeindruckend!

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