Nach dem „ALLIGATOR“ und dem „DRAGON“ hier nun ein weiterer, recht ungewöhnlich gestalteter Bleistift, und zwar der „SPHINX“ von Johann Faber. Leider weiß ich auch von diesem fast nichts, und so beschränke ich mich auf die Präsentation dieses (wie ich finde) ansprechenden Bleistifts.
Der runde, in einem sehr dunklen Rot und nicht immer ganz gleichmäßig lackierte Bleistift hat Standardmaße. Neben einer Grafik der Sphinx sowie Schlägel und Eisen, dem aus dem historischen Bergbau stammenden Sinnbild des 1876 gegründeten Unternehmens, trägt er die Aufdrucke „JOHANN FABER’S SPHINX“ und „MADE IN NÜRNBERG-GERMANY“ (die Angabe des Härtegrads fehlt jedoch). Das Alter kann ich nur schätzen: Da die Firma Johann Fabers 1942 von Faber-Castell übernommen wurde, müsste der Bleistift 67 Jahre oder älter sein (vorausgesetzt, der Markenname ist mit der Übernahme verschwunden); von der Gestaltung würde ich allerdings auf die 20er Jahre schließen.
Ein weiterer Schriftzug, ebenfalls im silberfarbenen Prägedruck, überrascht: „THE GLOBE STATIONERY MART, RANGOON.“ Wurde dieser Bleistift vielleicht für den Verkauf in einem Geschäft dieses Namens gefertigt und dazu entsprechend bedruckt? Wenn ja, handelt es sich bei „Rangoon“ um die Stadt Rangun in Myanmar, dem ehemaligen Birma?
Die Verarbeitung meiner Exemplare, die noch völlig gerade sind, ist von hoher Qualität, denn die Holzhälften zeigen keine Anzeichen dafür, dass sie sich trennen, und in allen Stiften sitzt die Mine zentrisch. Bis auf kleine Lagerspuren wie ein paar Abplatzungen des Lacks und Dellen konnten die Jahrzehnte dem „SPHINX“ nichts anhaben. Das rötliche, fein gemaserte Holz lässt sich sowohl im Handspitzer als auch in der Kurbelspitzmaschine gut spitzen, und seine Mine, die etwas härter als HB zu sein scheint, hat eine saubere und gleichmäßige Abgabe. Eine Pracht!
Thank you for the post and excellent photographs.
A worthy companion for the Alligator and Dragon!
Stephen, thank you for your comment and your compliment!
I have tried to put them in some kind of deep frame to show them side by side but I still haven’t found a good solution. It is quite difficult to fix them in place; I have tried needles and nylon line but the results weren’t very satisfying.
Ohne „Schlägel und Eisen“ hätte ich gesagt 1910,aber mit „Schlägel und Eisen“ taucht der Stift bei A.W.Faber 1951 (Ausland) als Gummikappenstift auf. Auch die Form der Sphinx deutet eher auf die spätere Version hin.
Vielen Dank für diese Information! Gab es die Sphinx vorher in anderer Ausführung? Wann ist sie denn zum ersten Mal verwendet worden?
Über das Sortiment vor 1910 kann ich leider nichts sagen. 1910 gab es jedoch den Bleistift 4333 nur in HB und maroon poliert. Dazu Bleistifte mit Gummikapsel (Radiergummi): Den 4334 black, maroon and satin polished, den 4335 natural polished in dünn und den 4490 black, red and natural polished. Alle nur Härtegrad HB.
Den Stift von 1951 gab es in maroon und schwarz mit der Härte HB.
Herbert R., Vielen Dank für diese Bleistift Wissen!
Ich schließe mich Stephen an – Ihr Wissen empfinde ich als außerordentliche Bereichung, und ich freue mich sehr darüber, dass Sie es hier teilen!
Gerne!
Das ist ja sehr interessant.
Wir waren gerade in Myanmar, November 2011. Und da ich schöne Bleistifte liebe, habe ich aus den Hotels die ausliegenden Bleistifte gemopst. Ich hoffe, das ist kein Diebstahl. Die Aufschrift hat mich nämlich interessiert. Sie ist genau wie oben beschrieben. Sphinx Johann Faber’s made in Nürnberg Germany. Diese Stifte liegen in den guten Hotels in Burma, Myanmar aus. Wie kommen die wohl ins heutige Myanmar ?? Sollte ich mal an Faber Castell schreiben, deren Stifte ich sehr schätze ?
Ulla Zip
Danke für dieses bemerkenswerte Detail! Ich hätte nicht gedacht, dass es auch heute noch „Sphinx“-Bleistifte gibt und man diese ausgerechnet in Burma antrifft. – Ja, eine Anfrage bei Faber-Castell lohnt bestimmt.
Hallo, ich freue mich sehr über diesen Artikel! Schon lange versuche ich, zu diesem Bleistift irgendetwas zu erfahren.
Ich selbst kam in den Besitz mehrerer Exemplare um 1990. In einem Schreibwarenladen gab es Wundertüten, ich, damals Mitte Zwanzig, habe mir aus Spaß einige gegönnt und sehr hochwertige Dinge wie z.B. ein Puppengeschirr aus Porzellan, Souveniere aus der Ex-DDR usw entdeckt. Daraufhin haben wir den Restbestand auch gekauft und erhielten neben vielen schönen Dingen mehrere dieser Bleistifte. Ich ärgere mich heute, einen bis zur Hälfte benutzt zu haben, einfach aus Freude an ihnen. Ich hätte gerne noch mehr!
Meine damals noch lebende Mutter kaufte mir, um mir eine Freude zu machen, dann noch einen ganzen Karton dieser Wundertüten, leider enthielten diese dann nur noch Ramsch und das Geld hätte man sich sparen können.
Danke für diese schöne Geschichte! Bleistifte (noch dazu solche alten), Porzellan-Puppengeschirr, historisches Souvenir – das waren wirklich ganz besondere Wundertüten.
Vielen Dank auch von meiner Seite für den netten Kommentar :)
Ja, es war ein ganz besonderer Morgen, ich müsste mit ein bisschen Mühe sogar noch den Tag herausbekommen, da wir die Nacht über eine Mondfinsternis beobachtet hatten und nun in den frühen Morgenstunden auf dem Heimweg in diesem Geschäft eine Zeitung und ein paar Bötchen und Streuselschnecken mitnehmen wollten, es war also eine wirklich einzigartige Stimmung in dem Moment, als ich das kleine Porzellangeschirr in seiner Schachtel aus der Tüte zog.
Warum ich aber eigentlich nochmals schreibe: Ich habe vergessen zu erwähnen, dass meine Stifte alle mit Radierer ausgestattet sind. Außerdem fand ich eine Seite, die das Mysterium eventuell ein bisschen erleuchet.
http://www.penciltalk.org/2010/04/johann-faber-pencil-made-in-japan
An dem Namen ‚Johann‘ hatte ich mich bisher gar nicht gestoßen; ich dachte, es könnte ja der nostalgisch verwendete Name des Firmengründers sein oder des Herrn, der einst den Stift kreiirte oder so, also einfach Tradition. Hier aber steht, dass Johann Faber aus der Firma ausschied und im Ausland produzierte; für mich erklärt dies das Auftauchen der Stifte in Bangkok.
Wir sammeln auch alte Stifte, aber eher aus Nostalgie und aus Freude an der Gestaltung, nicht unter finanziellen Aspekten o.ä..
Momentan habe ich unsere Stifte auch nicht zur Hand- ich bin nicht zu Hause- und bin jetzt selbst ganz verwirrt, ob auf unseren Goldfabern denn nun auch Johann statt A.W. steht
(http://www.brandnamepencils.com/brands/johannfaber/index.shtml)
Immer noch muss ich sagen: Ich habe den Sphinx-Stift bis dato wirklich nicht ‚alt‘ eingeordnet, dachte, die Wundertütenhersteller hätten halt beispielsweise ein insolventes Schreib-und Spielwarengeschäft aufgelöst und in die Tüten gesteckt oder irgendwelche Konvolute günstig angekauft und wie gesagt, er ist so schön und erfüllt meine ästhetischen Ansprüche so komplett, dass ich wünschte, er wäre regulär im Handdel. Ich arbeite viel mit Bleistiften und würde nur noch ihn verwenden.
Danke an Sie für diese schöne Seite (es ist ein Genuss, Ihre lobenden Worte zu ‚meinem‘ Sphinx zu lesen! :) ) und ganz herzliche Grüße aus Berlin!
Das ist ja eine schöne Geschichte – danke für die Details!
Die zahlreichen Fabers sind schon etwas verwirrend, aber Johann Faber hat im 19. Jahrhundert auch erfolgreich in Deutschland produziert. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass manche Firmen damals die Namen einiger ihrer Produkte und manchmal auch die Beschriftung an das Zielland angepasst haben (siehe den alten „Dragon“ und den aktuellen „Alligator“); gut möglich, dass Johann Faber das ebenso gemacht hat.
Es freut mich zu hören, dass Sie auch Stifte sammeln! Auch bei mir spielen die Freude an der Gestaltung eine große Rolle; hinzu kommen meine Freude an Schrift und Schreiben sowie das Interesse an Technik- und Kulturgeschichte.
Ja, der Stift ist wirklich sehr schön: Der Kontrast zwischen Lack und Prägedruck, die Zeichen, die gelungene Typografie – alles sehr ansprechend, auch der Umstand, dass der Stift rund ist (was es heute mit dem Verschwinden der Stenostifte kaum noch gibt).
Danke auch für Ihr Kompliment zu meinem Weblog!
Bei uns war wohl der Auslöser, dass unsere Mutter Lehrerin war. Wir sind mit schönen Stiften und vielfältigen Kunst-Materialien wie Farben, Malkästen etc. aufgewachsen und oft wuchsen einem ältere Stifte aus dem Schulfundus zu. :) Es hat mich sehr gefreut und interessiert, Ihre Beweggründe zu erfahren!
Sind Ihnen- da Sie gerade das Verschwinden der runden Stifte anmerken- noch die alten ‚Für Heft und Tafel‘ von Faber bekannt? Ich bekam sie 1969 zur Einschulung, und als ich -in den Siebzigern und schon auf der Oberschule- mir nochmals welche kaufte, waren diese im Gegensatz zu ‚meinen‘ Stiften bereits eckig.
Ich hatte bis vor kurzem noch als einzigen der alten Stifte einen hellblauen und büßte ihn leider beim Umzug ein. Meine jetzigen ‚Für Heft und Tafel‘ sind ja nun auch bereits fast vierzig Jahre alt (die Schachtel ist hell, weiß und gelb und mit bunten Stiften im Gegensatz zu der zur Zeit produzierten blauen); sie kommen mir trotzdem noch neu und gar nicht beachtenswert vor, ich hätte gerne wenigstens einen der alten runden Stifte wieder. Bislang ist aber zu meinem großen Bedauern keiner mehr mir ‚über den Weg gelaufen‘.
Genau das, was Sie beschreiben, macht den Zauber des ‚Sphinx‘-Stiftes aus. Seine Farbe (des Lackes) ist wunderschön. Das Schriftbild auf ihm wirkt mindestens wie aus dem 19. Jahrhundert stammend, schon fast wie aus dem 18.; dazu das Apostroph des Namens und die altertümlich gestaltete Sphinx: Der Stift erinnert mich an die Frühzeit der Erforschung Ägyptens oder der Archäologie an sich, da kommen mir Namen wie Belzoni oder J.J. Winckelmann in den Sinn, wenn ich ihn in der Hand halte.
Wunderschön, wie ein Relikt aus einer vergangenen Epoche.
Danke auch für diese sehr interessanten Details. Es freut mich zu hören, dass Sie ebenfalls auf kleinste Details achten und Freude an ihnen haben. – Übrigens war mein Vater Lehrer, und seine Begeisterung für Schrift und Schreiben habe ich schon früh mitbekommen: Schrift in den unterschiedlichsten Formen, darunter Sütterlin, Kalligrafie und Stenografie, Schreibmaschine blind, ja sogar das Schnitzen von Schrift in Holz – das alles hat ihm immer große Freude gemacht (und tut es, wenn auch mit Einschränkungen, immer noch).
Ich (eingeschult 1971) gehöre übrigens noch zu denen, die Schönschreiben gelernt haben und sogar Spaß daran hatten. Wer weiß – vielleicht war das der Beginn meiner Begeisterung für Zeichen aller Art …
Die alten „Heft & Tafel“ kenne ich leider nicht, nur die neuen (und auch den nur in weiß). Ich muss jedoch gestehen, dass ich nach diesen auch nie gezielt Ausschau gehalten habe, aber das werde ich jetzt tun.
Mit „wie ein Relikt aus einer vergangenen Epoche“ beschreiben Sie den „Sphinx“ perfekt!