Gut 30 Jahre alt ist dieses Etui von STABILO, das es mir aus mehreren Gründen angetan hat.
Das Etui 8770 für „Ingenieure, Architekten, Techniker“ (so der Text im Innern) ist aus mit Kaliko überzogenem Karton, 180 × 103 × 15 mm groß und enthält zwölf Farbstifte. Seine Gestaltung in Schwarz, Gold und Weiß finde ich geschmackvoll.
Die Innenseite der mit einem Druckknopf zu verschließenden Klappe zeigt Schraffuren und Farben für die Darstellung verschiedener Materialien1 nach DIN 2012 und nennt die korrespondierenden Nummern der Stifte sowie die Farbnamen. Wie schon bei den Landkartenstiften (z. B. dem LYRA-ORLOW № 2736 oder dem Johann Faber Krokier-Etui Nr. 3144) spricht mich die Ästhetik dieser Legende an. – Den roten Stift mit STABILO-Schriftzug und weißem Schwan halte ich für ein weiteres gelungenes Detail.
Ein Abgleich der Legende mit dem Inhalt zeigt, dass das Etui die richtigen Stifte enthält – nicht immer selbstverständlich bei antiquarischen Stücken wie diesem.
Die Stifte in diesem Etui haben ihren Ursprung im 1925 von Schwan vorgestellten Dünnkernfarbstift, dessen Stabilität den Namen „Stabilo“ (später „STABILO“) hervorbrachte. Sie sind hexagonal, werkseitig gespitzt und aus Zedernholz; in ihrem 7,6 mm dicken Schaft (Schlüsselweite 7 mm) steckt eine wasservermalbare 2,5-mm-Mine.
Der silberfarbene Folienprägedruck der Farbstifte läuft zur Spitze hin; bei den aktuellen Stiften von STABILO ist es umgekehrt3. Neben der Farbnummer4 (die heute anders aufgebaut ist) zeigt er zwei Rauten mit umschließendem Rechteck, deren Bedeutung und Geschichte ich leider nicht kenne. – Die Blindprägungen 380, 480 und 181 belegen, dass die Stifte zwischen März 1980 und Januar 1981 hergestellt wurden.
Das sogenannte Schwan-Auge, ein für mich sehr schönes Gestaltungselement, ziert die auf das abgerundete Stiftende beschränkte Tauchkappe des Farbstifts.
Die Entnahme der Stifte wird dadurch erleichtert, dass sich das Unterteil auf etwa einem Viertel der Länge nach unten klappen lässt. Vermutlich sollte das Gummiband auf der Rückseite den heruntergeklappten Teil in der geöffneten Position halten, aber es ist ausgeleiert.
Ein Formteil aus Kunststoff hält die Stifte am Platz.
Wie das Etui sind auch die Stifte in einem außerordentlich guten Zustand; lediglich der Lack des grauen ist entlang des Prägedrucks eingerissen. Es mag irrational klingen, doch da die Farbstifte noch unbenutzt sind, konnte ich es bis jetzt nicht übers Herz bringen, sie zu testen (ich bin mir jedoch sicher, dass sie mir zusagen würden).
Außer diesem gab es noch andere Etuis mit 12 und 24 Farben, darunter eines für die Fotoretusche.
Die Konstruktion, die Gestaltung und die technische Ausrichtung dieses Etuis gefallen mir sehr gut, und so finde ich es schade, dass es nicht mehr erhältlich ist.
Nachtrag vom 12.2.13: Die Beschriftung des STABILO wurde gegen 1989 von links- auf rechtsläufig umgestellt. Andere Produkte waren jedoch bereits lange vorher rechtsläufig bedruckt, was zu ungewöhnlichen Werbefotos geführt hat: Manche Stifte zeigten mit der Spitze nach rechts, andere nach links, und wenn alle Spitzen in die gleiche Richtung zeigen sollten, stand die Schrift einiger Stifte auf dem Kopf. – Das Gummiband des Etuis hat aktiv die Klappe geöffnet, war also gespannt, wenn das Etui geschlossen war; dies erklärt auch, warum es jetzt ausgeleiert ist. – Das hier gezeigte STABILO-Logo wurde von 1960 bis 1987 benutzt. – Das Schwan-Auge wurde im April 1938 eingetragen und erstmals beim STABILO Cellomin ab 1939 verwendet. – Danke an Herbert R. für diese Details!
- Am Rande: Wie Ken Baynes und Francis Pugh in „The Art of the Engineer“ schreiben, hat man in der technischen Zeichnung des 18. Jahrhunderts Farben nicht nur zur Darstellung des Materials, sondern manchmal auch zur Kenntlichmachung der Funktion genutzt.↩
- Die DIN 201 wurde 2002 durch die DIN ISO 128-50 abgelöst.↩
- Es wäre interessant zu wissen, wann man die Richtung geändert hat.↩
- Die Lücken in der Nummerierung kommen daher, dass die Stifte dieses Etuis nur ein Teil des Sortiments waren.↩
Ein sehr schönes Etui! Das Schwan-Auge finde ich bei Stabilos holzgefassten Stiften auch sehr schön (Vielleicht sollte ich den Stabilo 8008 auf meinem Schreibtisch mit der Spitze nach unten lagern, damit ich es öfter sehen kann).
Die dünneren, deshalb spitzer zulaufenden Buchstaben auf dem Deckel sind sehr schön. Es wundert mich, dass sie noch in den 1980er Jahren verwendet wurden.
Das Schwan-Auge ist wirklich ein gelungenes Design-Element. – Auch mir gefällt der Schriftzug sehr gut. Wenn ich richtig informiert bin, stammt diese Form mit den eckigen Serifen aus den 1930er Jahren, wurde aber noch bis in die 1950er Jahre hinein benutzt. Die späteren Formen waren serifenlos und nicht mehr ganz so spitz, und so überrascht es schon, hier noch die alte Form zu sehen (meine Kenntnisse der Geschichte dieses Schriftzug sind jedoch sehr lückenhaft).
Ich habe auch einige ähnliche Etuis von Schwan Stabilo, welche diesem ähneln. Mit diesen Farbstiften vervollständige ich meine Skizzen. Sehr gute und ausführliche Besprechung Gunther!
Danke, doch für eine ausführliche Besprechung des Etuis fehlt eigentlich das Wichtigste, nämlich der gründliche Blick auf die Mine. Genaugenommen war dieser Beitrag lediglich eine Beschreibung der Verpackung und der Gestaltung des Produkts … – Darf ich neugierig fragen, welche Etuis Sie haben?
Noch ein Nachtrag, und zwar eine Übersicht der „Arbeitspackungen“ genannten Etuis von Schwan-STABILO (zum Vergrößern anklicken):
Ich weiß nicht, von wann diese Werbung stammt; Fachleute müssten jedoch den Vermerk „7698/3 NWI 14 S. H/0068“ am unteren Rand des vierseitigen Faltblatts decodieren können.
1941-Ich nehme an, der „Bodenseefischer“ von Prof.Münch-Keh ziert die Vorderseite.
Ja, das ist das Faltblatt mit dem Bodenseefischer. Danke für die Jahresangabe!