Passend zum alten Geraffel der letzten Zeit hier ein weiteres Exponat aus dem Museumskeller, das heute mal an die Luft und in die Sonne durfte.
Landkartenstifte gab es nicht nur von Eberhard Faber, sondern auch von LYRA. Vermutlich um die 70 Jahre und damit etwa so alt wie erstere ist dieses knapp 12 × 5 × 2 cm große Set LYRA-ORLOW № 2736 mit zehn kurzen Farbstifte des Typs LYRATO 675.
Jedem Kartenelement waren eine Farbe und eine Nummer zugewiesen; die Lücken in der Nummerierung lassen vermuten, dass diese Farben nur eine Auswahl aller verfügbaren waren. – Bemerkenswert finde ich die Anordnung von Legende und Beispielen, befinden sich die zusammengehörenden Details doch immer auf gleicher Höhe.
Die Stifte sind schlicht und haben die üblichen Kennzeichnungen. Auf den Farben 15 und 23 jedoch findet sich ein mir fremdes Symbol, und zwar ein dicker Punkt mit einem waagrechten Strich.
Leider wurde LYRA in beiden Weltkriegen stark beschädigt, und so hat das Archiv des Unternehmens auch zu diesen Farbstiften keine Informationen mehr.
Thank you for sharing this report and these images. I admire the way these pencil sets were carefully made for tasks such as municipal planning and land surveying.
Schoene Stifte. Ich Frage mich welche Berufe und welche Hobbies diese Stifte am meisten eingesetzt haben und ob es auch spezielles Papier dafuer gab.
Von der Armee, ueber den Jaeger bis zum Holzfaeller und Pilzesammler gibt es ja alle moeglichen Einsaetze, aber ich nehme fast an Lyra hatte bestimmte Berufe als Kunden im Auge.
Das nächste mal wenn ich nach Deutschland reisen, ich will mit dir gehen einkaufen. :)
Thank you for your kind comments!
Stephen, you’re right – the great care taken over the design is indeed amazing.
Matthias, beim genauen Verwendungszweck kann ich nur raten, doch die Landkartenstifte von Eberhard Faber waren für den militärischen Einsatz gedacht; gut möglich, dass die von LYRA auch zum Erfassen von Daten im Feld für die Kartografie genutzt wurden.
Sean, das wäre mir eine große Freude! :-) Diese Stifte stammen jedoch nicht aus einem Geschäft vor Ort, sondern von eBay.
Interessant ist auch die Verpackung, und zwar in drucktechnischer Hinsicht. Man hat damals im Buchdruck tatsächlich jede Farbe einzeln gedruckt, hatte also dreizehn Druckformen und das Etikett ist auch dreizehn mal durch die Maschine gelaufen, was natürlich zu leichten Paßdifferenzen geführt hat (das Blau [3] steht etwas zu tief, das grün [10] zu rechts usw.).
Hier hat der Drucker richtig geschwitzt beim zurichten, ein sehr schönes Zeitzeugnis. Heute würde man die vielen Farben einfach als Vierfarbsatz separieren. Das würde zwar glatter aussehen, hätte aber eben nicht den Charme »echt« gedruckter Farbflächen.
Danke für diesen kundigen Kommentar mit den spannenden Details! Es ist wirklich bemerkenswert, was in dieser alten Verpackung steckt.
Mein Vater hat in den 50er Jahren in einem sogenannten „Forsteinrichtungsamt“ (eine Art Planungsamt für den Forstbetrieb) gearbeitet. Da wurden die Karten (für eigene Zwecke) handkoloriert mit verschiedenen Farben für verschiedene Baumarten.
Das ist ja sehr interessant! Eine schnelle Suche hat mich zu einer Betriebskarte des Forsteinrichtungsamts Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 1955 geführt; hier die Legende:
Es sieht so aus, als habe man mit der Helligkeit die Walddichte codiert.
Die meisten Firmen unterschieden zwischen Landkartenstiften und den hier gezeigten Stiften mit spezieller Sortierung für verschiedene Berufsgruppen. Landkartenstifte waren in der Regel Ölkreide oder Kreidestifte. Die speziellen Sortierungen enthielten die Buntstifte, die zur jeweiligen Zeit eine umfangreiche Farbauswahl boten, aber auch im Normalsortiment erhältlich waren. Bei der Schwan-Bleistiftfabrik war dies z.B. vor 1945 der Polychromos, der in 60 Farben erhältlich war. Später wurde der STABILO Dünnkernfarbstift verwendet. Es gab Etuis u.a. für Architekten, Bautechniker, Geometer, Ingenieure, Elektro- und Maschinentechniker und für den militärischen Gebrauch. Daher auch die Lücken in der Nummerierung.
Danke für diese detallierten Informationen! Die hier gezeigten Stifte sind nicht kreideartig wie die Landkartenstifte, sondern ähneln den vertrauten Buntstiften und dienten daher wohl einem anderen Zweck. – In meinem Fundus habe ich noch das Etui STABILO 8770 für Ingenieure, Architekten und Techniker:
Gestaltung, Ausführung und Qualität dieses Sets sprechen mich sehr an, und so werde ich es bei Gelegenheit detallierter zeigen (ich habe jedoch noch keine weiteren Informationen dazu).
Diese Kaliko-Klappetuis von STABILO (mit Kaliko bezogene Kartonage)lösten gegen 1930 die alten Krokieretuis ab. Einlegeblatt und Etui sind von 1976 bis 1984.
Auf den Stiften müsste sich eine Blindprägung befinden die das Herstellungsjahr erkennen lassen.
Kaliko-Etuis gab es mit 12 und 24 Farben. Techniker-Etuis jedoch nur mit 12 Farben.
Danke auch für diese Details!
Die Blindprägungen:
8731: 380
8732, 8733, 8735, 8736, 8737, 8739, 8753, 8754: 181
8740, 8744, 8749: 480
Dann wurde das Etui frühestens 1981 befüllt. 380 = März 1980
Das ist interessant! Wie wären denn die Monate Oktober bis Dezember codiert worden?
wie großartig ist das denn?
das es sowas mal gab wurde uns in der ausbildung leider vorenthalten – wir haben für unsere skizzen die buntstiffte mittels zettelchen und tesa selber beschriftet ^^
der rest ist dann ja aber schon am computer entstanden…
aber wenn sich die gelgenenheit ergeben sollte werde ich mal ältere ex-kollegen fragen ob sie sich an sowas erinnern.
für eine „echte“ karte wäre dieser druck ziemlich schlampig gewesen!
Auch ich war sehr von diesem Fund angetan, weiß aber nicht, für was genau diese Stifte gedacht und wie lange sie erhältlich waren – gut möglich, dass sie weniger für die Kartographen als vielmehr für den militären Einsatz angeboten wurden. Leider hat das Archiv von LYRA in beiden Weltkriegen große Schäden davongetragen, so dass man dort über diese Stifte auch nichts mehr weiß. Wenn sich noch etwas herausfinden lässt, so freue ich mich über jedes Detail! – Ja, diese Druckqualität hätte man bei einer Karte wohl kaum akzeptiert.