Die Reißzwecke

Jeder kennt sie, die Reiß­zwe­cke, auch bekannt als Heft­zwe­cke, Reiß­na­gel, Reiß­brett­stift, Pinne und Wanze, doch wer weiß schon von ihrer Geschichte und den vie­len Varianten?

Alois Nedol­uha zufolge, dem Autor der „Kul­tur­ge­schichte des tech­ni­schen Zeich­nens“, gebührt W. Motz der Ver­dienst, die erste Reiß­zwe­cke in die Welt gebracht zu haben. Der Ber­li­ner, so Nedol­uha, habe 1880 einen Stift erson­nen, der aus einem aus­ge­stanz­ten und um 90° abge­win­kel­ten Teil des run­den Kop­fes bestand, und damit die Urform des spit­zen Hel­fers geschaf­fen. (Eine wei­tere Quelle für diese Infor­ma­tion konnte ich bis jetzt lei­der nicht aus­fin­dig machen, eben­so­we­nig den Vor­na­men des Herrn Motz oder einen Hin­weis auf eine kom­mer­zi­elle Nut­zung sei­ner Erfindung.)

Die Reißzwecke

Bild 1 Reiß­nä­gel in ursprüng­li­cher Aus­füh­rung (Maped)

Auch nach 130 Jah­ren kann man die klas­si­sche Form noch bekom­men; gekenn­zeich­net mit „FIXO“ ist sie u. a. bei Maped im Pro­gramm. Der Nach­teil des gestanz­ten Stifts besteht jedoch darin, dass er ver­gleichs­weise dick und somit nur für wei­che Unter­gründe geeig­net ist.

1888 begann Hein­rich Sachs in Öster­reich mit der manu­el­len Her­stel­lung von Reiß­nä­geln. Zwei Jahre spä­ter stellte er auf die maschi­nelle Fabri­ka­tion um und war wohl der erste, der Reiß­nä­gel kom­plett in einem Arbeits­gang pro­du­zie­ren konnte; dadurch wur­den sie bil­li­ger und ver­brei­te­ten sich schnell. – Sachs‘ Unter­neh­men mit dem heu­ti­gen Namen SAX bean­sprucht die Erfin­dung des Reiß­na­gels. Das Detail „aus nur einem Stück Band­stahl“ in der Fir­men­chro­nik lässt dar­auf schlie­ßen, dass es sich um die alte Form han­delte. Nedol­uha schreibt, Hein­rich Sachs habe 1925 gehär­tete und polierte Reiß­nä­gel eingeführt.

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Bild 2 Aktu­elle genie­tete Einfachst-​Reißzwecken (unbe­kann­tes Fabrikat)

Die ers­ten genie­te­ten und auch heute noch am häu­figs­ten anzu­tref­fen­den Reiß­zwe­cken kamen laut Alois Nedol­uha um 1890 in Deutsch­land auf; aktu­elle Quel­len indes schrei­ben diese Erfin­dung dem Uhr­ma­cher­meis­ter Johann Kirs­ten aus Lychen in der Ucker­mark zu. Reich davon wurde aller­dings ein ande­rer: Der Kauf­mann Otto Lind­stedt erwarb Kirs­tens Idee, ließ sich die Heft­zwe­cke 1904 paten­tie­ren und wurde zum Mil­lio­när. – Am Orts­rand von Lychen erin­nert eine Stele aus Stahl mit einer Riesen-​Reißzwecke an den Erfinder.

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Bild 3 Heftzwecken-​Lieferprogramm der Gebr. Wich­mann (Aus­schnitt, 1940). – Man beachte die große Aus­wahl und die köst­li­che For­mu­lie­rung „Heft­zwe­cken für Zeichenzwecke“.

Es folg­ten wei­tere Ver­än­de­run­gen und Ver­bes­se­run­gen wie Über­züge des Kop­fes aus Metall und Kunst­stoff sowie eine durch­stoß­feste Aus­füh­rung, die eine Ver­let­zung des drü­cken­den Dau­mens ausschließt.

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Bild 4 Aktu­elle Reiß­nä­gel. Von links: unbe­kann­tes Fabri­kat mit Kunst­stoff­über­zug, Soenne­cken (Deutsch­land), SHF (Schwe­den).

Seit etwa 1930 bekannt ist der soge­nannte Zei­chen­ma­schi­nen­stift, der über zwei Löcher im Kopf ver­fügt. In diese greift ein Schlüs­sel, der das Ent­fer­nen des Stifts aus dem Zei­chen­tisch erleichtert.

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Bild 5 Spezial-​Reißzwecke für Zei­chen­ma­schi­nen von Kuhl­mann (Kata­log Gebr. Wich­mann, 1940)

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Bild 6 Reiß­nä­gel mit zwei Löchern und Löser (ALCO)

Im Jahr 1949 wurde der Reiß­na­gel mit drei Spit­zen paten­tiert. Die­ser bie­tet den Vor­teil, dass bereits ein ein­zel­ner das Blatt gegen Ver­dre­hen sichert.

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Bild 7 Reiß­zwe­cken mit drei Spit­zen. Links: Maped, rechts: Delta (mit Löser, Österreich).

Eine andere Vari­ante ist der Archi­tek­ten­na­gel mit dicke­rem Kopf aus Metall oder Kunst­stoff und fei­ner, spit­zer Nadel, die beson­ders gut in fes­tem Mate­rial hält und nur geringe Spu­ren hin­ter­lässt. Inter­es­sant beim roten Stift: Der Absatz schafft eine Nut zwi­schen Unter­grund und Kopf.

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Bild 8 Archi­tek­ten­stifte. Links: mit Kunst­stoff­kopf (Brause), rechts: mit Mes­sing­kopf­platte und geschlif­fe­ner Stahl­spitze (Hch. Hummel).

Über die Ver­wen­dung der Nut des roten Archi­tek­ten­stifts kann ich nur mut­ma­ßen, doch bei der Heft­zwe­cke für Pla­nungs­ar­bei­ten infor­mierte der Anbie­ter sehr detail­liert über die Nut­zung des Wulstes.

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Bild 9 Heft­zwe­cke für Plan­ar­bei­ten (Kata­log Gebr. Wich­mann, 1940)

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Bild 10 Heft­zwe­cken­he­ber und Ein­drü­cker (Kata­log Gebr. Wich­mann, 1940)

Die den Zwe­cken bei­gefüg­ten Schlüs­sel waren nicht die ein­zi­gen Hilfs­mit­tel zum Schutz von Fin­ger­na­gel und Mes­ser­spitze. Neben sepa­rat erhält­li­chen Einfachst-​Hebern gab es von WEDO den „Reißnagel-​Fix“, eine grif­fige Kom­bi­na­tion aus Drü­cker und Löser, des­sen hoh­ler Kor­pus Reiß­zwe­cken auf­nahm und sogar noch Platz für eine Anlei­tung bot.

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Bild 11 Heftzwecken-​Helfer. Links: Löser (unbe­kann­tes Fabri­kat), oben: „Reißnagel-​Fix“ (WEDO).

Zum Schluss sei noch ein recht unge­wöhn­li­ches Zwecken-​Zubehör genannt, und zwar die Dor­nen­scheibe, die, zwi­schen Papier und Zwe­cke gesetzt, ein Zer­rei­ßen des Papiers an der Ein­stich­stelle ver­hin­dern sollte.

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Bild 12 Dor­nen­scheibe (Kata­log Gebr. Wich­mann, 1940)

Ety­mo­lo­gi­sche Zugabe: Woher kommt das „Reiß“ an der Zwe­cke? „Rei­ßen“ geht zurück auf das alt­hoch­deut­sche „rizan“ und das angel­säch­si­sche „wri­tan“ (von letz­te­rem stammt „write“). Auch wenn man nicht ganz sicher ist, so geht man doch von der Schreib­tech­nik der Runen und damit von der Bedeu­tung „schrei­ben“ und „zeich­nen“ aus; die­ses „Rei­ßen“ lebt wei­ter u. a. im Grund­riss, dem Reiß­brett, dem Anrei­ßen und eben der Reiß­zwe­cke, die das Beschreib­ma­te­rial auf dem Reiß­brett hält. (Quelle: Fried­rich Kluge, Ety­mo­lo­gi­sches Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, 24. Auf­lage, 2002.) – Zur Ety­mo­lo­gie von „Zwe­cke“ siehe „Zweck und Zen­trum“.

43 Kommentare zu „Die Reißzwecke“

  1. Wie immer super Artikel.

    Bei Reiß­nä­geln habe ich immer Angst, wenn ich die rein­ste­cke, dass sich der Nagel durch­sticht und mir dann direkt in den Fin­ger schießt.

    Die Reiß­nä­gel mit drei Spit­zen, finde ich am cools­ten, wo kann man sol­che kaufen?

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  3. Danke!

    Gegen das Durch- und in den Fin­ger ste­chen hilft der Griff zu einer durch­stoß­fes­ten Vari­ante (z. B. mitte und rechts in Bild 4), zu einem Modell, bei dem die Spitze in den Kunst­stoff­kopf ein­ge­gos­sen ist (ähn­lich dem roten Archi­tek­ten­stift, Bild 8) oder das Andrü­cken mit einem Werk­zeug, einer Münze o. ä.

    Die Maped mit drei Spit­zen (links im Bild) ist u. a. bei Häm­pel erhält­lich; das Modell von Delta gibt es nicht mehr.

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  5. Dass der Herr Kirs­ten in Lychen am Lychen­see die moderne Reiß- oder auch Heft­zwe­cke erfun­den haben soll ist kein Wun­der : Man hat dort zur pas­sen­den Jah­res­zeit sofort nach Ver­las­sen des Hau­ses soviele Mücken auf der Haut sit­zen bzw. deren Rüs­sel in der­sel­bi­gen ste­cken, dass die Ana­lo­gie sozu­sa­gen vom Him­mel fällt … Reiß­zwe­cken sind ein­fach nur Mücken aus Metall, das deckt sich voll­kom­men mit mei­ner Lyche­ner Selbsterfahrung !

  6. Wun­der­voll!

    Jetzt warte ich auf Ihren ulti­ma­ti­ven Bericht über Büro­klam­mern. Die sind auf den ers­ten Blick noch unschein­ba­rer. Aber ich bin mir ziem­lich sicher, daß Sie neben der Norica Büro­klam­mer mit Kugel­en­den (meine per­sön­li­cher Lieb­ling) noch ganz andere Vari­an­ten und Details ans Licht der Welt bringen.

    Bitte wei­ter so!

  7. Reiß­zwe­cken á lá Motz habe ich noch vor kur­zem in der Ukraine gekauft, sind dort gang und gäbe.
    Auch das Dös­chen ist echt klasse, inwen­dig ver­rutscht bedruckt.. muß ich doch mal dem Herrn Lexi­ka­li­ker zukom­men lassen 

    Was die Büro­klam­mern angeht: ich liebe die bunt-gestreiften!

  8. Danke für Eure Kommentare!

    RJWeb: An die­sen Zusam­men­hang habe ich noch gar nicht gedacht. Gab es viel­leicht sogar Ver­su­che, die Mücke dazu zu bewe­gen, statt in die Haut in ein an die Wand zu hef­ten­den Blatt Papier zu ste­chen? Damit hätte man zwei Mücken Flie­gen mit einer Klappe geschlagen.

    Frank: Die Büro­klam­mer wäre sicher eben­falls ein inter­es­san­ter Gegen­stand für eine ein­ge­hende Betrach­tung, doch mit die­ser hat sich bereits Henry Petro­ski in „Mes­ser, Gabel, Reiß­ver­schluß. Die Evo­lu­tion der Gebrauchs­ge­gen­stände“ aus­führ­lich beschäf­tigt; mit ihm kann und will ich nicht kon­kur­rie­ren. Eine Moti­va­tion, die Reiß­zwe­cke unter die Lupe zu neh­men, war der Umstand, dass ich in mei­nen Büchern zu den Din­gen des All­tags nichts zu ihr fin­den konnte. – Die Büro­klam­mer mit Kugel­en­den finde ich sehr attrak­tiv und nütz­lich, da sie ein ganz typi­sches Pro­blem der Gat­tung nicht haben, doch weder kannte ich ihren Namen noch habe ich wel­che (ich benutze Büro­klam­mern recht selten).

    Con­nie: Das klingt sehr inter­es­sant, und eine sol­che Dose wäre eine große Kost­bar­keit für mich! – Die bunt-​gestreiften sind wirk­lich schön. Frü­her haben mir die far­big elo­xier­ten gut gefal­len, aber diese sind mir schon lange nicht mehr unter­ge­kom­men. Span­nend wäre sicher auch der Blick auf die alten Behält­nisse, wenn man diese denn bekäme (ich habe nur die schlichte Schach­tel der „Delta“, 65 × 45 mm groß).

    Die Reißzwecke

    Die Reiß­zwe­cke hat ihre ursprüng­li­che Funk­tion, näm­lich das Hal­ten des Beschreib­ma­te­ri­als auf dem Zei­chen­brett, weit­ge­hend ver­lo­ren, doch sie ist nicht nur immer noch leben­dig, son­dern hat sogar Gesell­schaft bekom­men, und so könnte eine mög­li­che Fort­set­zung des The­mas in der Dar­stel­lung die­ser Vari­an­ten bestehen. Außer der belieb­ten Pinnwand-​Nadel, die der Ame­ri­ka­ner Edwin Moore im Jahr 1900 erdacht haben soll, und deren Able­ger wie z. B. Marki­er­na­deln und -fah­nen gibt es den Super-​Reißnagel mit Kunst­stoff­kopf, des­sen Durch­mes­ser 30 mm beträgt, sowie „Blu-​Tack“, eine Art Reiß­zwe­cke aus kle­ben­der Knet­masse, die Bos­tik zu Beginn der 1970er (zunächst in weiß) auf den Markt brachte und viele Nach­ah­mer fand. – „Blu-​Tack“ kann übri­gens eini­ges mehr, so z. B. als Kne­t­ra­die­rer arbei­ten und Staub gründ­lich ent­fer­nen, aber das nur nebenbei.

    Und dann wäre da noch der Badewannen-​Füllstands-​Melder, für des­sen Selbst­bau man unter ande­rem zwei Reiß­zwe­cken braucht …

  9. Lie­ber Lexikaliker,
    Vie­len Dank für noch einen gründ­li­chen Bei­trag über einer all­täg­li­chen Sache, dass wir kaum bemerken. 

    Als Leh­rer kenne ich auch den Reiß­na­gel „von dem ande­ren Ende“. Das neuere Modell ist defi­ni­tiv mehr zu emp­feh­len, falls man sicher wol­len sein eine Reak­tion zu haben. :-)
    mvG
    Henrik

  10. Hen­rik, es freut mich, dass Dir der Bei­trag gefällt. Ich hatte auch Spaß am Schrei­ben und werde die Reiß­zwe­cke nun ganz anders wahr­neh­men als vorher.

    Tja, das „andere Ende“ ist im dop­pel­ten Sinne des Wor­tes die Kehr­seite die­ses nütz­li­chen Gegen­stands ;-) Wenn man nicht unbe­dingt einen sehr fla­chen Kopf braucht, so ist die durch­stoß­feste Vari­ante die bes­sere Wahl.

    Als wir in der Schule Sto­chas­tik behan­delt haben, hatte der Leh­rer die Idee, uns Reiß­zwe­cken auf den Tisch wer­fen und die Häu­fig­keits­ver­tei­lung von Kopf und Seite ermit­teln zu las­sen. Ich weiß nicht mehr, wie es aus­ging, aber irgend­ein Unsinn wird uns schon ein­ge­fal­len sein ;-)

  11. Tol­ler Arti­kel. Die Ablei­tung von „Rei­ßen“ vom mhd. „Rit­zen“ ist gut nach­voll­zieh­bar. Auch Grimm meint: „Die älteste Bedeu­tung ist Ein­rit­zen, Linien zie­hen […], beson­ders vom Ein­rit­zen der Runen oder sons­ti­ger Zei­chen, Bil­der auf Holz, Stein, Metall u. ähnl.“ Dazu das alt­fran­zö­si­sche „wrîta“ und eben das eng­li­sche „write“. Spannend.

  12. Jürg, danke für Dei­nen Kom­men­tar, das Zitat aus dem Grimm­schen Wör­ter­buch und den Hin­weis aufs Alt­fran­zö­si­sche. Ja, das ist wirk­lich spannend!

  13. Sehr inter­es­san­ter Bei­trag, die selbst­ver­ständ­li­chen Dinge sind oft die span­nends­ten. Ein Aus­stel­lungs­ka­ta­log des Muse­ums für Gestal­tung in Zürich von 1987 plat­ziert den Drei­zack­reiss­na­gel Assa bzw Omega in die Schweiz, Patent 1947. Offen­bar hat er zwei Väter „die sich nie um die Urhe­ber­schaft gestrit­ten haben“.
    Blu tak hat auch eine inter­es­sante Quer­ver­bin­dung, blue tacks waren und sind (es gibt sie heute noch) eigent­lich kurze Nägel mit einem fla­chen rela­tiv gros­sen Kopf, sie sind nicht spitz son­dern haben eine etwas schar­tige Spitze. Sie haben eine blaue Anlauf­farbe, viel­leicht wer­den sie nach der pro­duk­tion erhitzt. Man hat sie viel­fach in der Pols­te­rei gebraucht um den Stoff am Holz­rah­men festzu“heften“. Wir haben als Kin­der gerne damit gena­gelt, weil sie sich leicht in Holz­hin­ein­häm­mern lassen.

  14. wal­traut, danke für den Kom­men­tar und die sehr inter­es­san­ten Details!

    Darf ich neu­gie­rig nach den Details des Aus­stel­lungs­ka­ta­logs fragen? 

    Da Alois Nedol­uha den Erfin­der des Drei­zack­reiß­na­gels nicht nennt, könnte er sich auf das­selbe Patent bezie­hen. Eine Suche im Inter­net hat mich zur Lüdi Swiss AG geführt; dort heißt es, der OMEGA wäre 1932 paten­tiert worden.

    Die Details zum in der Pols­te­rei genutz­ten „blue tack“ sind bemer­kens­wert! Ich hatte bis­her noch nichts von die­sem Stift gehört.

  15. Der Titel des Aus­stel­lungs­ka­ta­logs heisst „Unbe­kannt – ver­traut. Anony­mes Design im Schwei­zer Gebrauchs­ge­rät seit 1920“. Her­aus­ge­ge­ben wurde er vom Museum für Gestal­tung Zürich. Darin geht es vom Fix­pen­cil Minen­hal­ter bis zum Bord-​Servicewagen für Flugzeuge.
    Neben Lüdi ist auch die A.Schild SA in Gren­chen erwähnt, die den Assa Reiss­na­gel pro­du­zierte, die Patent­schrift habe sich jedoch nicht auf den Reiss­na­gel selbst son­dern auf das Her­stel­lungs­ver­fah­ren und das dafür ent­wi­ckelte Werk­zeug bezogen.
    Ich habe nur sehr wenig zu Blue tack im Inter­net gefun­den, aber es gibt ihn noch, man muss jedoch mit Blue tack nail suchen sonst wird nur die Kle­be­masse erwähnt.

  16. Danke für diese Infor­ma­tio­nen zum Kata­log und die A. Schild SA.

    Der Kata­log ist noch lie­fer­bar, doch meine Freude wurde ange­sichts der Ver­sand­kos­ten nach Deutsch­land gedämpft – sie betra­gen fast das Dop­pelte des Kaufpreises.

    Die A. Schild SA hat wohl vor knapp 20 Jah­ren zugemacht.

    Ja, über „blue tack nail“ komme ich tat­säch­lich zu den Nägeln. Diese Form kenne ich auch, aller­dings weiß ich nicht, woher.

  17. Daran dachte ich zunächst auch, doch der besagte Stift hat im Gegen­satz zum Dach­pap­pen­na­gel einen vier­ecki­gen Quer­schnitt; wenn ich mich rich­tig erin­nere, hat es damit eine beson­dere Bewandtnis.

  18. die Patent­an­mel­dung wurde in Ham­burg abgegeben.
    die Orgi­nal­schrift dazu wurde im beschä­dig­tem Zustand von mir vor 25 Jah­ren in Schwelm ins dor­tige Museum abgegeben.
    Gefun­den auf einem Dach­bo­den in einer ehe­ma­li­gen Fabrik.

  19. Noch unter der Bezeich­nung „Heft­zwe­cke“ wurde diese am 30. Novem­ber 1877 von Chris­tian Eich­mann und August Kirs­ten zum Patent ange­mel­det und zwar mit dem Titel „Heft­zwe­cken mit ein­ge­schraub­tem Stift und über­zo­ge­ner Deckplatte“.
    Am 26. Juli 1879 hat das Kai­ser­li­che Patent­amt dazu die Patent­schrift veröffentlicht.
    Die Geburt die­ses klei­nen tech­ni­schen Wun­ders ist dem­nach etwas frü­her als in die­sem Bei­trag gescheh anzusetzen.

  20. ein reiss­brett gefällig?habe ein sol­ches noch.vom beginn der berufsausbildung.ist wohl ahornholz-weich,&pinlöcher schlies­zen sich

  21. Die Ver­rin­ge­rung des Durch­mes­sers beim Archi­tek­ten­stift ist aus mei­ner Sicht doch eigent­lich klar … damit man den leicht wie­der ent­fer­nen kann, greift man da mit den Fin­ger­nä­geln drun­ter. Ich kann aus eige­ner Pra­xis sagen, daß man sich mit nor­ma­len Reiß­zwe­cken die Nägel ganz gut demo­lie­ren kann, wenn das Holz etwas här­ter ist (und das muß es sein, denn auf wei­chem Holz zeich­net man nur 1x und dann ggf. krumme Linien ent­lang der Mase­rung statt ent­lang des Line­als). Mit einem Metall­ge­gen­stand (Mes­ser, Schrau­ben­zie­her) will man die Zwe­cke auch nicht gern ent­fer­nen, denn das geht gegen das Papier. Da macht sich so eine Aus­keh­lung unter dem Kopf ganz super.

    Naja und Fäden kann man da natür­lich auch drum­le­gen, was auch gemacht wurde, z.B. gern beim Auf­tei­len der im Sozia­lis­mus „belieb­ten“ Wand­zei­tun­gen. Die waren jede Woche anders und das Brett wurde ggf. per Faden in ein­zelne Sek­tio­nen geteilt.

  22. Das klingt plau­si­bel! Danke für die Details. Mit Reiß­zwe­cken und Fäden haben wir uns frü­her auch behol­fen, z. B. beim Zeich­nen von Krei­sen und Ellip­sen oder bei Hilfs­kon­struk­tio­nen für perspek­tivische Dar­stel­lun­gen. Aber das ist schon sehr lange her …

  23. Lie­ber Lexikaliker,
    ich bin Stu­den­tin für Restau­rie­rung und schreibe gerade meine Mas­ter­ar­beit. Der von mir behan­delte Künst­ler hat seine Werke in den 60er/​70er Jah­ren nur mit Reis­zwe­cken auf­ge­spannt. Aller­dings wur­den die Werke inzwi­schen mehr­fach abge­spannt und neu auf­ge­spannt und ich finde sowohl Reiss­zwe­cken mit Mes­sing­köp­fen (und oft mit einer Blüm­chen­punze) aber auch mit wei­ßen Kunst­stoff­ab­de­ckun­gen. Eine Datie­rung, wann wel­che Reis­zwe­cken auf den Markt kamen wäre für die Datie­rung bzw. Unter­schei­dung zwi­schen „Original“-Reiszwecke (vom Künst­ler ange­bracht) und restau­ra­to­ri­schen Zusät­zen, die in der Ver­gan­gen­heit statt­fan­den, sehr hilf­reich. Bist du bei dei­nen Recher­chen auch auf Datie­run­gen gesto­ßen? Über eine Rück­mel­dung würde ich mich sehr freuen. Herz­li­chen Gruß, Lisa

  24. Liebe Lisa,
    lei­der bin ich bei mei­nen Recher­chen (wenn man sie über­haupt so nen­nen kann) nur auf sehr wenige Jah­res­zah­len gesto­ßen, und so weiß ich lei­der nicht, wann wel­che Reiß­zwe­cken auf den Markt kamen. Ich sammle jedoch schon län­ger wei­tere Details für eine Fort­set­zung die­ses Bei­trags; viel­leicht kom­men mir ja mal diese Infor­ma­tio­nen unter.
    Viel Erfolg bei der Masterarbeit!
    Viele Grüße,
    Gunther

  25. An Lisa
    …Heft­zwe­cken datie­ren ist bei Dei­nem Gebrauchs­zeit­raum nicht ziel­füh­rend zur Ermitt­lung der vom Künst­ler ursprüng­lich ver­wen­de­ten Vari­an­ten. Zu der Zeit gab es der­ar­tig viele Heftzwecken-​Hersteller und ihre Pro­dukte waren sehr lange im Umlauf, sodaß es höchst wahr­schein­lich ist, daß der Künst­ler sich für sei­nen Bedarf aus dem Bestand bediente, der in sei­nem Umfeld vor­han­den war. Das legt schon die Art der von Dir genann­ten Zwecken­ty­pen nahe. Es sind die häu­figs­ten, weil günstigsten.

    Ich stelle mir nicht vor, daß der Künst­ler eine Sorte gekauft und immer wie­der nach­ge­kauft hat. Dann wäre die Benut­zung von Zwe­cken zum Auf­span­nen inten­tio­nal, z. B. für ein per­sön­li­ches Merkmal. 

    Ein klei­ner Erfolg kommt viel­leicht her­aus, wenn man noch nicht neu auf­ge­spannte Werke betrach­tet, den Zwecken­ab­stand und die ver­wen­de­ten Arten mit den neu auf­ge­spann­ten Blät­tern ver­gleicht und dar­aus „was auch immer“ ableitet. 

    Eine andere Frage ist, ob die Zwe­cken „im Bild“ sind, wenn man die Blät­ter des Künst­lers betrach­tet. Viel­leicht soll­ten sie mög­lichst wenig auf­fal­len…? Dann wären weiss abge­deckte Druck­plat­ten gut.

    Wer ist denn der Künst­ler? Was waren seine Themen?
    Grüße
    Ulrich

  26. Lie­bes Lexi­ka­li­ker Team
    Wann wurde die Kunst­stoff über­zo­gene Reiss­zwe­cke erfun­den…? Ich brau­che das für eine Recher­che im Kunstbereich..
    Danke für die Antwort.
    Simone

  27. Hallo Simone,
    da muss ich lei­der pas­sen – wann der Kunst­stoff­über­zug auf die Reiß­zwe­cke kam, konnte ich bis jetzt nicht herausfinden.
    Viele Grüße,
    Gunther

  28. Wiki­pe­dia Arti­kel zur Schloss­kir­che in Wit­ten­berg: „Das Haupt­por­tal, damals aus Holz, wurde von den Uni­ver­si­täts­an­ge­hö­ri­gen zum Anhef­ten von Infor­ma­tio­nen genutzt.“ Wie hat man denn um 1500 Zet­tel an eine Holz­tür gehef­tet? Doch nicht mit Kle­be­strei­fen. Ver­mut­lich ein­fach mit Nägeln mit brei­tem Kopf. Dass die Reiß­zwe­cke eine Erfin­dung der Neu­zeit ist, halte ich für ein Gerücht…

  29. Danke für den Kom­men­tar – das ist ein sehr inter­es­san­ter Aspekt! Nägel mit brei­tem Kopf gab es sicher auch schon sehr lange davor, aber wo zieht man die Trenn­li­nie zwi­schen die­sen und der Reiß­zwe­cke? Ist es der Umstand, dass der Stift so dünn ist, dass man kei­nen Ham­mer braucht, son­dern ihn mit dem Dau­men ein­drü­cken kann? Sind es Größe und Form oder ist es die Art der Her­stel­lung, durch die sich die Reiß­zwe­cke aus­zeich­net? Da lohnt sicher eine noch genauere Betrachtung.

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