Jeder kennt sie, die Reißzwecke, auch bekannt als Heftzwecke, Reißnagel, Reißbrettstift, Pinne und Wanze, doch wer weiß schon von ihrer Geschichte und den vielen Varianten?
Alois Nedoluha zufolge, dem Autor der „Kulturgeschichte des technischen Zeichnens“, gebührt W. Motz der Verdienst, die erste Reißzwecke in die Welt gebracht zu haben. Der Berliner, so Nedoluha, habe 1880 einen Stift ersonnen, der aus einem ausgestanzten und um 90° abgewinkelten Teil des runden Kopfes bestand, und damit die Urform des spitzen Helfers geschaffen. (Eine weitere Quelle für diese Information konnte ich bis jetzt leider nicht ausfindig machen, ebensowenig den Vornamen des Herrn Motz oder einen Hinweis auf eine kommerzielle Nutzung seiner Erfindung.)
Auch nach 130 Jahren kann man die klassische Form noch bekommen; gekennzeichnet mit „FIXO“ ist sie u. a. bei Maped im Programm. Der Nachteil des gestanzten Stifts besteht jedoch darin, dass er vergleichsweise dick und somit nur für weiche Untergründe geeignet ist.
1888 begann Heinrich Sachs in Österreich mit der manuellen Herstellung von Reißnägeln. Zwei Jahre später stellte er auf die maschinelle Fabrikation um und war wohl der erste, der Reißnägel komplett in einem Arbeitsgang produzieren konnte; dadurch wurden sie billiger und verbreiteten sich schnell. – Sachs‘ Unternehmen mit dem heutigen Namen SAX beansprucht die Erfindung des Reißnagels. Das Detail „aus nur einem Stück Bandstahl“ in der Firmenchronik lässt darauf schließen, dass es sich um die alte Form handelte. Nedoluha schreibt, Heinrich Sachs habe 1925 gehärtete und polierte Reißnägel eingeführt.
Die ersten genieteten und auch heute noch am häufigsten anzutreffenden Reißzwecken kamen laut Alois Nedoluha um 1890 in Deutschland auf; aktuelle Quellen indes schreiben diese Erfindung dem Uhrmachermeister Johann Kirsten aus Lychen in der Uckermark zu. Reich davon wurde allerdings ein anderer: Der Kaufmann Otto Lindstedt erwarb Kirstens Idee, ließ sich die Heftzwecke 1904 patentieren und wurde zum Millionär. – Am Ortsrand von Lychen erinnert eine Stele aus Stahl mit einer Riesen-Reißzwecke an den Erfinder.
Es folgten weitere Veränderungen und Verbesserungen wie Überzüge des Kopfes aus Metall und Kunststoff sowie eine durchstoßfeste Ausführung, die eine Verletzung des drückenden Daumens ausschließt.
Seit etwa 1930 bekannt ist der sogenannte Zeichenmaschinenstift, der über zwei Löcher im Kopf verfügt. In diese greift ein Schlüssel, der das Entfernen des Stifts aus dem Zeichentisch erleichtert.
Im Jahr 1949 wurde der Reißnagel mit drei Spitzen patentiert. Dieser bietet den Vorteil, dass bereits ein einzelner das Blatt gegen Verdrehen sichert.
Eine andere Variante ist der Architektennagel mit dickerem Kopf aus Metall oder Kunststoff und feiner, spitzer Nadel, die besonders gut in festem Material hält und nur geringe Spuren hinterlässt. Interessant beim roten Stift: Der Absatz schafft eine Nut zwischen Untergrund und Kopf.
Über die Verwendung der Nut des roten Architektenstifts kann ich nur mutmaßen, doch bei der Heftzwecke für Planungsarbeiten informierte der Anbieter sehr detailliert über die Nutzung des Wulstes.
Die den Zwecken beigefügten Schlüssel waren nicht die einzigen Hilfsmittel zum Schutz von Fingernagel und Messerspitze. Neben separat erhältlichen Einfachst-Hebern gab es von WEDO den „Reißnagel-Fix“, eine griffige Kombination aus Drücker und Löser, dessen hohler Korpus Reißzwecken aufnahm und sogar noch Platz für eine Anleitung bot.
Zum Schluss sei noch ein recht ungewöhnliches Zwecken-Zubehör genannt, und zwar die Dornenscheibe, die, zwischen Papier und Zwecke gesetzt, ein Zerreißen des Papiers an der Einstichstelle verhindern sollte.
Etymologische Zugabe: Woher kommt das „Reiß“ an der Zwecke? „Reißen“ geht zurück auf das althochdeutsche „rizan“ und das angelsächsische „writan“ (von letzterem stammt „write“). Auch wenn man nicht ganz sicher ist, so geht man doch von der Schreibtechnik der Runen und damit von der Bedeutung „schreiben“ und „zeichnen“ aus; dieses „Reißen“ lebt weiter u. a. im Grundriss, dem Reißbrett, dem Anreißen und eben der Reißzwecke, die das Beschreibmaterial auf dem Reißbrett hält. (Quelle: Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, 2002.) – Zur Etymologie von „Zwecke“ siehe „Zweck und Zentrum“.
Wie immer super Artikel.
Bei Reißnägeln habe ich immer Angst, wenn ich die reinstecke, dass sich der Nagel durchsticht und mir dann direkt in den Finger schießt.
Die Reißnägel mit drei Spitzen, finde ich am coolsten, wo kann man solche kaufen?
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Danke!
Gegen das Durch- und in den Finger stechen hilft der Griff zu einer durchstoßfesten Variante (z. B. mitte und rechts in Bild 4), zu einem Modell, bei dem die Spitze in den Kunststoffkopf eingegossen ist (ähnlich dem roten Architektenstift, Bild 8) oder das Andrücken mit einem Werkzeug, einer Münze o. ä.
Die Maped mit drei Spitzen (links im Bild) ist u. a. bei Hämpel erhältlich; das Modell von Delta gibt es nicht mehr.
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Dass der Herr Kirsten in Lychen am Lychensee die moderne Reiß- oder auch Heftzwecke erfunden haben soll ist kein Wunder : Man hat dort zur passenden Jahreszeit sofort nach Verlassen des Hauses soviele Mücken auf der Haut sitzen bzw. deren Rüssel in derselbigen stecken, dass die Analogie sozusagen vom Himmel fällt … Reißzwecken sind einfach nur Mücken aus Metall, das deckt sich vollkommen mit meiner Lychener Selbsterfahrung !
Wundervoll!
Jetzt warte ich auf Ihren ultimativen Bericht über Büroklammern. Die sind auf den ersten Blick noch unscheinbarer. Aber ich bin mir ziemlich sicher, daß Sie neben der Norica Büroklammer mit Kugelenden (meine persönlicher Liebling) noch ganz andere Varianten und Details ans Licht der Welt bringen.
Bitte weiter so!
Reißzwecken á lá Motz habe ich noch vor kurzem in der Ukraine gekauft, sind dort gang und gäbe.
Auch das Döschen ist echt klasse, inwendig verrutscht bedruckt.. muß ich doch mal dem Herrn Lexikaliker zukommen lassen
Was die Büroklammern angeht: ich liebe die bunt-gestreiften!
Danke für Eure Kommentare!
RJWeb: An diesen Zusammenhang habe ich noch gar nicht gedacht. Gab es vielleicht sogar Versuche, die Mücke dazu zu bewegen, statt in die Haut in ein an die Wand zu heftenden Blatt Papier zu stechen? Damit hätte man zwei
MückenFliegen mit einer Klappe geschlagen.Frank: Die Büroklammer wäre sicher ebenfalls ein interessanter Gegenstand für eine eingehende Betrachtung, doch mit dieser hat sich bereits Henry Petroski in „Messer, Gabel, Reißverschluß. Die Evolution der Gebrauchsgegenstände“ ausführlich beschäftigt; mit ihm kann und will ich nicht konkurrieren. Eine Motivation, die Reißzwecke unter die Lupe zu nehmen, war der Umstand, dass ich in meinen Büchern zu den Dingen des Alltags nichts zu ihr finden konnte. – Die Büroklammer mit Kugelenden finde ich sehr attraktiv und nützlich, da sie ein ganz typisches Problem der Gattung nicht haben, doch weder kannte ich ihren Namen noch habe ich welche (ich benutze Büroklammern recht selten).
Connie: Das klingt sehr interessant, und eine solche Dose wäre eine große Kostbarkeit für mich! – Die bunt-gestreiften sind wirklich schön. Früher haben mir die farbig eloxierten gut gefallen, aber diese sind mir schon lange nicht mehr untergekommen. Spannend wäre sicher auch der Blick auf die alten Behältnisse, wenn man diese denn bekäme (ich habe nur die schlichte Schachtel der „Delta“, 65 × 45 mm groß).
Die Reißzwecke hat ihre ursprüngliche Funktion, nämlich das Halten des Beschreibmaterials auf dem Zeichenbrett, weitgehend verloren, doch sie ist nicht nur immer noch lebendig, sondern hat sogar Gesellschaft bekommen, und so könnte eine mögliche Fortsetzung des Themas in der Darstellung dieser Varianten bestehen. Außer der beliebten Pinnwand-Nadel, die der Amerikaner Edwin Moore im Jahr 1900 erdacht haben soll, und deren Ableger wie z. B. Markiernadeln und -fahnen gibt es den Super-Reißnagel mit Kunststoffkopf, dessen Durchmesser 30 mm beträgt, sowie „Blu-Tack“, eine Art Reißzwecke aus klebender Knetmasse, die Bostik zu Beginn der 1970er (zunächst in weiß) auf den Markt brachte und viele Nachahmer fand. – „Blu-Tack“ kann übrigens einiges mehr, so z. B. als Knetradierer arbeiten und Staub gründlich entfernen, aber das nur nebenbei.
Und dann wäre da noch der Badewannen-Füllstands-Melder, für dessen Selbstbau man unter anderem zwei Reißzwecken braucht …
Lieber Lexikaliker,
Vielen Dank für noch einen gründlichen Beitrag über einer alltäglichen Sache, dass wir kaum bemerken.
Als Lehrer kenne ich auch den Reißnagel „von dem anderen Ende“. Das neuere Modell ist definitiv mehr zu empfehlen, falls man sicher wollen sein eine Reaktion zu haben. :-)
mvG
Henrik
Henrik, es freut mich, dass Dir der Beitrag gefällt. Ich hatte auch Spaß am Schreiben und werde die Reißzwecke nun ganz anders wahrnehmen als vorher.
Tja, das „andere Ende“ ist im doppelten Sinne des Wortes die Kehrseite dieses nützlichen Gegenstands ;-) Wenn man nicht unbedingt einen sehr flachen Kopf braucht, so ist die durchstoßfeste Variante die bessere Wahl.
Als wir in der Schule Stochastik behandelt haben, hatte der Lehrer die Idee, uns Reißzwecken auf den Tisch werfen und die Häufigkeitsverteilung von Kopf und Seite ermitteln zu lassen. Ich weiß nicht mehr, wie es ausging, aber irgendein Unsinn wird uns schon eingefallen sein ;-)
Toller Artikel. Die Ableitung von „Reißen“ vom mhd. „Ritzen“ ist gut nachvollziehbar. Auch Grimm meint: „Die älteste Bedeutung ist Einritzen, Linien ziehen […], besonders vom Einritzen der Runen oder sonstiger Zeichen, Bilder auf Holz, Stein, Metall u. ähnl.“ Dazu das altfranzösische „wrîta“ und eben das englische „write“. Spannend.
Jürg, danke für Deinen Kommentar, das Zitat aus dem Grimmschen Wörterbuch und den Hinweis aufs Altfranzösische. Ja, das ist wirklich spannend!
Sehr interessanter Beitrag, die selbstverständlichen Dinge sind oft die spannendsten. Ein Ausstellungskatalog des Museums für Gestaltung in Zürich von 1987 platziert den Dreizackreissnagel Assa bzw Omega in die Schweiz, Patent 1947. Offenbar hat er zwei Väter „die sich nie um die Urheberschaft gestritten haben“.
Blu tak hat auch eine interessante Querverbindung, blue tacks waren und sind (es gibt sie heute noch) eigentlich kurze Nägel mit einem flachen relativ grossen Kopf, sie sind nicht spitz sondern haben eine etwas schartige Spitze. Sie haben eine blaue Anlauffarbe, vielleicht werden sie nach der produktion erhitzt. Man hat sie vielfach in der Polsterei gebraucht um den Stoff am Holzrahmen festzu“heften“. Wir haben als Kinder gerne damit genagelt, weil sie sich leicht in Holzhineinhämmern lassen.
waltraut, danke für den Kommentar und die sehr interessanten Details!
Darf ich neugierig nach den Details des Ausstellungskatalogs fragen?
Da Alois Nedoluha den Erfinder des Dreizackreißnagels nicht nennt, könnte er sich auf dasselbe Patent beziehen. Eine Suche im Internet hat mich zur Lüdi Swiss AG geführt; dort heißt es, der OMEGA wäre 1932 patentiert worden.
Die Details zum in der Polsterei genutzten „blue tack“ sind bemerkenswert! Ich hatte bisher noch nichts von diesem Stift gehört.
Der Titel des Ausstellungskatalogs heisst „Unbekannt – vertraut. Anonymes Design im Schweizer Gebrauchsgerät seit 1920“. Herausgegeben wurde er vom Museum für Gestaltung Zürich. Darin geht es vom Fixpencil Minenhalter bis zum Bord-Servicewagen für Flugzeuge.
Neben Lüdi ist auch die A.Schild SA in Grenchen erwähnt, die den Assa Reissnagel produzierte, die Patentschrift habe sich jedoch nicht auf den Reissnagel selbst sondern auf das Herstellungsverfahren und das dafür entwickelte Werkzeug bezogen.
Ich habe nur sehr wenig zu Blue tack im Internet gefunden, aber es gibt ihn noch, man muss jedoch mit Blue tack nail suchen sonst wird nur die Klebemasse erwähnt.
Danke für diese Informationen zum Katalog und die A. Schild SA.
Der Katalog ist noch lieferbar, doch meine Freude wurde angesichts der Versandkosten nach Deutschland gedämpft – sie betragen fast das Doppelte des Kaufpreises.
Die A. Schild SA hat wohl vor knapp 20 Jahren zugemacht.
Ja, über „blue tack nail“ komme ich tatsächlich zu den Nägeln. Diese Form kenne ich auch, allerdings weiß ich nicht, woher.
> Diese Form kenne ich auch, allerdings weiß ich nicht, woher.
Vielleicht als Breitkopf-, Schiefer- oder Dachpappnagel http://www.drakena.de/front_content.php?idcat=8&client=1&lang=1&idart=26
Daran dachte ich zunächst auch, doch der besagte Stift hat im Gegensatz zum Dachpappennagel einen viereckigen Querschnitt; wenn ich mich richtig erinnere, hat es damit eine besondere Bewandtnis.
Ein beeindruckendes Foto einer sehr alten Reißzwecke gibt es bei der fotocommunity zu bewundern.
Danke herzlich für die lobende Erwähnung hier!
LG, A.K.
Sehr gern geschehen – das Foto ist klasse und passt hervorragend zum Thema!
Die aus einem Buch stammende Abbildung einer historischen und sehr schönen Pappschachtel von mit Zelluloid überzogen Reißzwecken zeigt „Antique Packaging“ bei Orange Crate Art.
Eine Schachtel mit ehemals vier Dutzend Reißzwecken aus den 1960er Jahren gibt es im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zu sehen.
Ungewöhnliche Landkarten-Nägel in geschmackvoller Verpackung: Moore Metalhed Maptacks.
Aus dem „Handbuch für Papier und Bürobedarf“ (1949):
die Patentanmeldung wurde in Hamburg abgegeben.
die Orginalschrift dazu wurde im beschädigtem Zustand von mir vor 25 Jahren in Schwelm ins dortige Museum abgegeben.
Gefunden auf einem Dachboden in einer ehemaligen Fabrik.
Das klingt interessant. Welches Patent meinen Sie?
Noch unter der Bezeichnung „Heftzwecke“ wurde diese am 30. November 1877 von Christian Eichmann und August Kirsten zum Patent angemeldet und zwar mit dem Titel „Heftzwecken mit eingeschraubtem Stift und überzogener Deckplatte“.
Am 26. Juli 1879 hat das Kaiserliche Patentamt dazu die Patentschrift veröffentlicht.
Die Geburt dieses kleinen technischen Wunders ist demnach etwas früher als in diesem Beitrag gescheh anzusetzen.
Danke für diese Details! Beziehen Sie sich auf diese Quelle?
ein reissbrett gefällig?habe ein solches noch.vom beginn der berufsausbildung.ist wohl ahornholz-weich,&pinlöcher schlieszen sich
geht hier noch w eiter-sorry :also ich schenke es ihnen gerne!zusendung bei zustimmung…CIAO
Danke für das Angebot! Dieses Zeichenbrett ist sicher sehr reizvoll, aber leider habe ich dafür keine Verwendung.
Die Verringerung des Durchmessers beim Architektenstift ist aus meiner Sicht doch eigentlich klar … damit man den leicht wieder entfernen kann, greift man da mit den Fingernägeln drunter. Ich kann aus eigener Praxis sagen, daß man sich mit normalen Reißzwecken die Nägel ganz gut demolieren kann, wenn das Holz etwas härter ist (und das muß es sein, denn auf weichem Holz zeichnet man nur 1x und dann ggf. krumme Linien entlang der Maserung statt entlang des Lineals). Mit einem Metallgegenstand (Messer, Schraubenzieher) will man die Zwecke auch nicht gern entfernen, denn das geht gegen das Papier. Da macht sich so eine Auskehlung unter dem Kopf ganz super.
Naja und Fäden kann man da natürlich auch drumlegen, was auch gemacht wurde, z.B. gern beim Aufteilen der im Sozialismus „beliebten“ Wandzeitungen. Die waren jede Woche anders und das Brett wurde ggf. per Faden in einzelne Sektionen geteilt.
Das klingt plausibel! Danke für die Details. Mit Reißzwecken und Fäden haben wir uns früher auch beholfen, z. B. beim Zeichnen von Kreisen und Ellipsen oder bei Hilfskonstruktionen für perspektivische Darstellungen. Aber das ist schon sehr lange her …
Lieber Lexikaliker,
ich bin Studentin für Restaurierung und schreibe gerade meine Masterarbeit. Der von mir behandelte Künstler hat seine Werke in den 60er/70er Jahren nur mit Reiszwecken aufgespannt. Allerdings wurden die Werke inzwischen mehrfach abgespannt und neu aufgespannt und ich finde sowohl Reisszwecken mit Messingköpfen (und oft mit einer Blümchenpunze) aber auch mit weißen Kunststoffabdeckungen. Eine Datierung, wann welche Reiszwecken auf den Markt kamen wäre für die Datierung bzw. Unterscheidung zwischen „Original“-Reiszwecke (vom Künstler angebracht) und restauratorischen Zusätzen, die in der Vergangenheit stattfanden, sehr hilfreich. Bist du bei deinen Recherchen auch auf Datierungen gestoßen? Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Herzlichen Gruß, Lisa
Liebe Lisa,
leider bin ich bei meinen Recherchen (wenn man sie überhaupt so nennen kann) nur auf sehr wenige Jahreszahlen gestoßen, und so weiß ich leider nicht, wann welche Reißzwecken auf den Markt kamen. Ich sammle jedoch schon länger weitere Details für eine Fortsetzung dieses Beitrags; vielleicht kommen mir ja mal diese Informationen unter.
Viel Erfolg bei der Masterarbeit!
Viele Grüße,
Gunther
An Lisa
…Heftzwecken datieren ist bei Deinem Gebrauchszeitraum nicht zielführend zur Ermittlung der vom Künstler ursprünglich verwendeten Varianten. Zu der Zeit gab es derartig viele Heftzwecken-Hersteller und ihre Produkte waren sehr lange im Umlauf, sodaß es höchst wahrscheinlich ist, daß der Künstler sich für seinen Bedarf aus dem Bestand bediente, der in seinem Umfeld vorhanden war. Das legt schon die Art der von Dir genannten Zweckentypen nahe. Es sind die häufigsten, weil günstigsten.
Ich stelle mir nicht vor, daß der Künstler eine Sorte gekauft und immer wieder nachgekauft hat. Dann wäre die Benutzung von Zwecken zum Aufspannen intentional, z. B. für ein persönliches Merkmal.
Ein kleiner Erfolg kommt vielleicht heraus, wenn man noch nicht neu aufgespannte Werke betrachtet, den Zweckenabstand und die verwendeten Arten mit den neu aufgespannten Blättern vergleicht und daraus „was auch immer“ ableitet.
Eine andere Frage ist, ob die Zwecken „im Bild“ sind, wenn man die Blätter des Künstlers betrachtet. Vielleicht sollten sie möglichst wenig auffallen…? Dann wären weiss abgedeckte Druckplatten gut.
Wer ist denn der Künstler? Was waren seine Themen?
Grüße
Ulrich
Ulrich Fries: Das sind interessante Gedanken! Ich hoffe, dass Lisa davon erfährt.
Liebes Lexikaliker Team
Wann wurde die Kunststoff überzogene Reisszwecke erfunden…? Ich brauche das für eine Recherche im Kunstbereich..
Danke für die Antwort.
Simone
Hallo Simone,
da muss ich leider passen – wann der Kunststoffüberzug auf die Reißzwecke kam, konnte ich bis jetzt nicht herausfinden.
Viele Grüße,
Gunther
Danke Gunther
Wikipedia Artikel zur Schlosskirche in Wittenberg: „Das Hauptportal, damals aus Holz, wurde von den Universitätsangehörigen zum Anheften von Informationen genutzt.“ Wie hat man denn um 1500 Zettel an eine Holztür geheftet? Doch nicht mit Klebestreifen. Vermutlich einfach mit Nägeln mit breitem Kopf. Dass die Reißzwecke eine Erfindung der Neuzeit ist, halte ich für ein Gerücht…
Danke für den Kommentar – das ist ein sehr interessanter Aspekt! Nägel mit breitem Kopf gab es sicher auch schon sehr lange davor, aber wo zieht man die Trennlinie zwischen diesen und der Reißzwecke? Ist es der Umstand, dass der Stift so dünn ist, dass man keinen Hammer braucht, sondern ihn mit dem Daumen eindrücken kann? Sind es Größe und Form oder ist es die Art der Herstellung, durch die sich die Reißzwecke auszeichnet? Da lohnt sicher eine noch genauere Betrachtung.