Stück für Stück

Der Wunsch, mög­lichst kom­for­ta­bel zu einer fri­schen Blei­stift­spitze zu kom­men, hat bereits zahl­rei­che fin­dige Köpfe beschäf­tigt und zu so manch unge­wöhn­li­chem Ergeb­nis geführt.

Der „Perpetual Pencil” im Katalog von Frothingham & Workman Ltd. (1907)

Aus dem Jahr 1907 und dem „Gene­ral Hardware“-Katalog des damals in Mont­real, Kanada, ansäs­si­gen Anbie­ters Frot­hing­ham & Work­man Ltd. stammt diese Abbil­dung des „Per­pe­tual Pen­cil“, her­ge­stellt von der Ame­ri­can Lead Pen­cil Com­pany. Anstelle einer kom­plet­ten Mine ent­hielt die­ser mecha­ni­sche Stift elf gespitzte Abschnitte; war einer abge­schrie­ben, so genügte ein Druck, um ihn aus­zu­wer­fen und einen neuen in Posi­tion zu bringen.

Anzeige für den „Perpetual Pencil” der Americal Pead Pencil Company (1904)

Die „Ame­ri­can Lead Pen­cil Com­pany“, gegrün­det 1861 von Edward Weis­sen­born, brachte 1905 ihre Marke „Venus“ auf den Markt, die 1956 zur Umbe­nen­nung des Unter­neh­mens in die „Venus Pen and Pen­cil Cor­po­ra­tion“ führte. 1967 folgte eine wei­tere Namens­än­de­rung zu „Venus-​Esterbrook“ und 1973 die Über­nahme durch Faber-​Castell (Quelle: „Der Blei­stift“ von Henry Petroski).

Für eine Wei­ter­ent­wick­lung des Stifts, der nur aus Spit­zen besteht, sorgte im Jahr 1967 das Unter­neh­men Ben­sia aus Tai­wan mit dem „non-​sharpening pen­cil“. Bei den hier­zu­lande als „Zieh & Steck-​Stifte“ bezeich­ne­ten und im eng­lisch­spra­chi­gen Raum als „Push-​a-​Point“ sowie „Pop-​a-​Point“ bekann­ten Schreib- und Mal­ge­rä­ten sit­zen die gespitz­ten Minen­stü­cke auf Hül­sen aus Kunst­stoff. Ist ein Ele­ment stumpf, zieht man es vorne her­aus und steckt es hin­ten in den Stift hin­ein, wodurch ein neues her­aus­ge­scho­ben wird. – Sobald mir ein sol­cher Stift zwi­schen die Fin­ger kommt, rei­che ich ein Foto nach.

Der Yoropen

Der vor etwa zehn Jah­ren paten­tierte Yor­open kom­bi­niert die Steck­spit­zen mit einem – so der Anspruch der Erfin­ders Baho-​Shen Liu – ergo­no­misch vor­teil­haf­ten Hal­ter, wobei die schüt­zende Kappe des hier gezeig­ten Modells aus der „Brillant-​Serie“ einen klei­nen Radie­rer beher­bergt und der Schaft als Reser­voir für zehn Spit­zen dient.

Der Yoropen (Detail)

Pro Spitze ste­hen knapp 7 mm einer 1 mm dicken HB-​Mine zur Ver­fü­gung; neben die­ser gibt es auch Ersatz im Här­te­grad 2B. – Das unge­wöhn­li­che Schreib­ge­rät, von dem noch zahl­rei­che andere Vari­an­ten erhält­lich sind, wird in Deutsch­land durch Eco­bra vertrieben.

Vie­len Dank an den zone­batt­ler für den Yoropen!

Nach­trag vom 11.10.12: Kaum zu glau­ben: Die Idee geht zurück ins Ende des 19. Jahr­hunderts, wie der Bei­trag zum Ever­point No. 55 bei Con­trap­un­ta­lism zeigt.

6 Kommentare zu „Stück für Stück“

  1. ich hatte schon vor laen­ge­rem die Gele­gen­heit den Yor­open Blei­stift aus­zu­pro­bie­ren und habe selbst einen Yor­open Kugel­schrei­ber. Bei mir ergiebt sich ein schoe­ne­res Schrift­bild damit im Ver­gleich zu regu­lae­ren Stif­ten, viel wei­cher und gleichmaessiger.
    Bei der Gele­gen­heit moechte ich dich gerne bit­ten mal auf mei­nem Blog vor­bei­zu­schauen ich habe da eine Frage zu Faber Minen­hal­tern. Wuerde mich freuen wenn Du da noch was dazu sagen koenntest.

  2. uebero, danke für Dei­nen Kom­men­tar und die Details aus der Pra­xis mit dem Yor­open. Auf was führst Du denn Dein schö­ne­res Schrift­bild zurück? Ist es die entspannte(re) Hal­tung oder viel­leicht der Ver­satz von füh­ren­der Hand und schrei­ben­der Spitze? – Die Minen­hal­ter werde ich mir anschauen.

  3. so kurios finde ich den ers­ten blei­stift gar nicht.
    vor 20-​10 jah­ren gabs sowas zumin­dest in fast jedem mädchen-​federmäppchen (zumin­dest der „ech­ten“ mäd­chen ;) bevor­zugt aus rosa oder tür­ki­sem, trans­pa­ren­tem plas­tik mit glitzer)
    ich glaub es gab aus­ser­dem auch wel­che mit ver­schie­den­far­bi­gen buntstiftspitzen.
    ich hatte nie einen, sonst hätte ich ihn bestimmt noch im fun­dus und hätte ihn für deine samm­lung foto­gra­fie­ren können

  4. mü, danke für Dei­nen Kom­men­tar. Ich hätte nie gedacht, dass es die erste Vari­ante tat­säch­lich mal gab. Hat­ten die Minen­ab­schnitte tat­säch­lich diese Form? Wenn ja, wie hat man dafür gesorgt, dass sie nicht kip­pen? Mir sieht die Abbil­dung in der Anzeige doch arg idea­li­siert aus.

  5. hups, ent­schul­dige, sehe gerade das die eher denen ent­spre­chen die bei ben­sia zu fin­den sind, den link hatte ich übersehen.

    die spit­zen ent­spre­chen etwa denen des yoropens.
    hab grad mal gesucht (erst­mal einen begriff dafür fin­den!) und auch andere bei­spiele gefunden:
    Such­worte – Nachschiebe-​Bleistift oder Steck­blei­stift, bzw nach­schiebe radie­rer bzw. radierstift
    http://www.golf-toys.de/catalog/images/G209_Steckbleistifte1.jpg
    http://media.vedes.de/elsoka2000/html/6/65051681.htm
    http://media.vedes.de/elsoka2000/html/8/86110270.htm
    http://ecx.images-amazon.com/images/I/51N25VIxXRL._SS500_.jpg

    und so in etwa die die ich aus der schule kenne:
    http://www.fairtoys.de/ft/gross/6360.jpg
    http://www.ihrkidsshop.ch/k005u002s001.htm
    http://www.ihrkidsshop.ch/stifblau.jpg

    Edding scheint auch mal wel­che im sor­ti­ment gehabt zu haben:
    http://www.familie-giessler.de/sch.stift28.jpg

    alles eher plastik-​kram, nichts so hoch­tech­nisch aus­se­hen­des wie der per­pe­tual pen­cil, auch die spitze ist in plas­tik gefasst, was ja beim ers­ten nicht der fall zu sein scheint.
    (wie das funk­tio­nie­ren soll, ohne das sich die hin­te­ren spitze durch den druck auf die for­dere spit­zen abnutzen…?)

    ins­ge­samt kein beson­ders prak­ti­sches sys­tem finde ich, beson­ders zum zeich­nen unge­eig­net (ein graus für mathe­leh­rer ;), weil sich die spitze ja doch schnell rund wird und nicht mehr so spitz ist wie anfangs – sie wer­den ja auch brei­ter – aber auch nicht rich­tig nach­ge­spitzt wer­den kann. nimmt man die die nächste spitze hat man bald einen gan­zen plastik-​stift vol­ler run­der blei­stift­spit­zen (und über­flüs­sige plastik-hüllen…)

  6. Danke für die Links! Ja, Ben­sia hat die­ses Kon­zept mit den kunst­stoff­ge­fass­ten Stif­ten wohl erson­nen. – Den knall­bun­ten Aus­füh­run­gen bin ich schon ein paar Mal begeg­net, doch zum Kauf konn­ten mich diese nicht ver­lei­ten (ein ganz schlich­ter wäre jedoch etwas für meine Sammlung).

    Für mich sieht das eher nach „Lösung sucht Pro­blem“ aus, und neben den genann­ten Schwä­chen hat der Stift noch den Nach­teil, dass die Spit­zen zu kurz sind, um mit einem gän­gi­gen Minen­spit­zer wie­der in Form gebracht zu werden.

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