Tag für Tag spitzt man den Bleistift und trägt dabei auch immer eine gehörige Portion Graphit ab. Doch wieviel genau? Oder anders herum gefragt: Wieviel von der Mine landet tatsächlich auf dem Papier?
Für eine schnelle mathematische Betrachtung vereinfache ich wie folgt:
- Der Bleistift ist nicht werkseitig angespitzt.
- Der Stift wird immer senkrecht, also mit einem Winkel von 90° aufgesetzt.
- Die Spitze wird nicht verrundet.
- Es gibt keinen Verlust der Mine durch Bruch.
- Der Spitzvorgang ist sehr gut kontrollierbar.
- Die Mine wird vollständig ausgenutzt, d. h. es bleibt kein Bleistiftstummel übrig.
Nicht alle dieser Annahmen sind realistisch, aber dazu später mehr.
Das Szenario: Ich spitze den Bleistift (Minendurchmesser 2 mm) mit einem Standard-Spitzer (Spitzwinkel 22°) bis zu einem Minendurchmesser von 0,2 mm, schreibe die Mine bis zu einem Durchmesser von 1 mm herunter und spitze den Bleistift erneut. Da sich dieser Vorgang bis zum Ende des Bleistifts unverändert wiederholt, kann ich mich hier auf einen solchen Abschnitt beschränken. Dann betrachte ich das Volumen der kompletten Mine für diesen Abschnitt sowie das des zum Schreiben genutzten Minenanteils, der die Form eines Kegelstumpfes hat; der Quotient dieser Volumina liefert mir abschließend die Ausnutzung.
Die Daten in der Übersicht:
- Minenradius: R0 = 1 mm
- Spitzwinkel: φ = 22°, d. h. Winkel zwischen Kegelachse und Mantellinie α = 11°
- Startradius: r = 0,1 mm
- Endradius: R = 0,5 mm
- Länge des Abschnitts: h
- Volumen des zylindrischen Minenabschnitts: V0
- Volumen des genutzten Minenanteils V
- Ausnutzung: V/V0
Es gilt:
Mit den Formeln für den Kegelstumpf, den Zylinder und den genannten Werten ergibt sich eine Ausnutzung von V/V0 = 0,10 , d. h. nur 10 Prozent der Bleistiftmine werden wirklich genutzt! (Zum Vergleich: Druckbleistifte bringen es üblicherweise auf etwa 80, sparsame Modelle sogar auf knapp 98 Prozent.) Die weitere Betrachtung zeigt außerdem, dass dieser Wert vom Spitzwinkel unabhängig ist und man den Vorteil des langen Konus nicht prinzipiell mit einem höheren Materialverlust bezahlt.
Zurück zu den Annahmen vom Beginn: Drehe ich den Bleistift beim Schreiben, so kann ich auch noch mit einem größeren Endradius dünne Linien ziehen, doch der Verlust durch den übrigbleibenden Stummel gleicht dies wohl wieder mehr als aus. Hinzu kommt die recht geringe Kontrolle über den Spitzvorgang mit einem Handspitzer, der im Gegensatz zur Kurbelspitzmaschine keinen Anschlag kennt (eine Ausnahme ist der verstellbare DX4322 von DUX). Bei teureren Bleistiften empfiehlt sich daher der Griff zu sparsam arbeitenden Modellen.
Das praktische Tabellenwerkzeug aus Redmond ermöglicht mir, ganz flott die Ausnutzung für verschiedene Start- und Endradien zu ermitteln. Hier einige gerundete Werte:
|
Diese Zahlen gelten jedoch nur unter den vereinfachenden Bedingungen, also u. a. bei vollständigem Aufbrauchen der Mine und ohne Verlust durch Minenbruch, so dass die tatsächliche Ausnutzung in der Praxis noch niedriger ist. – Ich frage mich, ob es schon einmal Ansätze gab, die Dicke der Bleistiftmine zu reduzieren (und wenn ja, warum dies nicht in die Praxis umgesetzt wurde), denn bereits bei einem Durchmesser von 1,5 mm und den erstgenannten Radien steigt die Ausnutzung von 10 auf über 18 Prozent.
Hi,
vielen Dank für diesen tollen Artikel!! Kleine Anregung:
den Gedanken einfach weiterzuführen und auch mal die „Minenpreise“ bei mechanischen und holzgefassten Stiften mit einzuberechnen. So ließe sich eine Tabelle der ökonomischsten Bleistifte erstellen.
Meiner Meinung nach sparen mechanische Stifte Geld, es geh jedoch nichts über die Handhabe eines Holzstiftes.
Viele Grüße,
Alex
WOW! Da hast du ja wieder eine Diplomarbeit hingelegt! Du könntest/solltest als Graphiker arbeiten. Der Illustrationsstil erinnert mich auch an die Werbeanzeigen der 50er – wirklich schön.
Dass die Graphitausnutzung bei unseren hölzernen Freunden so gering ist, bedrückt ein wenig.
Aber man muss bedenken, dass Bleistifte bei uns immerhin ein Leben in Respekt, Würde und liebevoller Nutzung verbringen dürfen. Der Großteil der Menschheit ist eher weniger bleistiftfixiert und geht entsprechend nachlässig und verschwenderisch mit ihnen um. Schlimm sind die Bleistifte aus dem Billigstsortiment, die teilweise nicht einmal richtig nutzbar sind wegen ihrer schlechten Qualität. Das führt dann noch mehr und eher zum Wegwerfen.
Und dann wieder Kinder in bestimmten Gebieten Afrikas, die mit Steinen und Erdklumpen malen und schreiben, und sich nichts mehr wünschen als einen richtigen echten Bleistift. Diese Bilder haben mich erschüttert und mir zu denken gegeben. Eine Spende von teil schon benutzten Bleistiften bedeutet für diese Kinder eine monatelange Freude. Aber Tränen bekommt man in die Augen, wenn man sieht wie dann jedes dieser Kinder seinen Bleistift ehrfurchtsvoll wie einen Schatz hütet und die Stummel auch teilweise nach der Schule eingesammelt werden, um sie am nächsten Tag wieder austeilen zu können. Einige dieser Bleistifte sind lediglich alte Werbebleistifte. Wieviele von diesen landen bei uns täglich im Müll ….
Danke für eure sehr netten Kommentare! – Mit einer Betrachtung der Kosten hatte ich bereits begonnen und dabei schnell gemerkt, dass mir das große Preisspektrum und die vereinfachenden Annahmen nur die Angabe eines sehr groben Rahmens erlauben.
Holzbleistift
Preis pro Stück: 0,30 bis 1,20 Euro
Minenlänge: 17,5 cm
Durchmesser: 0,2 cm
Volumen: 0,55 cm³
Länge des Stummels: 2 bis 5 cm, d. h. es sind rund 70 bis 90 Prozent nutzbar
Nutzbares Volumen: 0,38 bis 0,50 cm³
Daraus ergibt sich der effektive Minenpreis:
Minimum: 0,30 Euro pro 0,50 cm³ = 0,61 Euro/cm³
Maximum: 1,20 Euro pro 0,38 cm³ = 3,12 Euro/cm³
Druckbleistift
Preis pro Mine (zwei Beispiele):
Pentel Ain HB, 40 Stück, 2,20 Euro – 5,5 Euro-Cent/Mine
Faber-Castell Super-Polymer 9065 HB, 12 Stück, 0,50 Euro – 4,2 Euro-Cent/Mine
Minenlänge: 6 cm
Durchmesser: 0,05 cm – Volumen: 0,012 cm³
Durchmesser: 0,07 cm – Volumen: 0,023 cm³
Länge des Minenstücks, das nicht mehr gehalten werden kann: 0,1 cm bis 1,2 cm, d. h. es sind rund 80 bis 98 Prozent nutzbar
Nutzbares Volumen (0,5 mm): 0,0094 bis 0,0012 cm³
Nutzbares Volumen (0,7 mm): 0,0185 bis 0,0226 cm³
Daraus ergibt sich der effektive Minenpreis:
Minimum (0,5 mm): 4,2 Euro-Cent/0,0012 cm³ = 3,64 Euro/cm³
Maximum (0,5 mm): 5,5 Euro-Cent/0,0094 cm³ = 5,84 Euro/cm³
Minimum (0,7 mm): 4,2 Euro-Cent/0,0226 cm³ = 1,86 Euro/cm³
Maximum (0,7 mm): 5,5 Euro-Cent/0,0185 cm³ = 2,98 Euro/cm³
Zusammenfassung
Kosten pro effektiv genutztem Minen-cm³:
Holzbleistift: 0,61 bis 3,12 Euro
Druckbleistift (0,5 mm): 3,64 bis 5,84 Euro
Druckbleistift (0,7 mm): 1,86 bis 2,98 Euro
Hier ist zunächst der Holzbleistift der erheblich günstigere, doch wie oben beschrieben, wird seine Mine nur zu 10 bis 20 Prozent genutzt; dies muss berücksichtigt werden.
Kosten pro effektiv genutztem Minen-cm³:
Holzbleistift (10% Ausnutzung): 6,10 bis 31,20 Euro
Holzbleistift (20% Ausnutzung): 3,05 bis 15,60 Euro
Druckbleistift (0,5 mm): 3,64 bis 5,84 Euro
Druckbleistift (0,7 mm): 1,86 bis 2,98 Euro
Vergleich
Vergleicht man die effektiv genutzten Minen eines Druckbleistifts mit einem Minendurchmesser von 0,5 mm (0,7 mm) und eines zu 10% ausgenutzten Holzbleistifts, so zahlt der „nur-schreibende“ Endverbraucher für die letztere etwa das 1,7- bis 5,5-fache (3,3- bis 10,5-fache); bei einer doppelt so hohen Ausnutzung von 20% sieht es mit den Faktoren 0,8 bis 2,7 (1,6 bis 5,2) schon wesentlich besser aus.
Holzbleistiftminenkosten = Faktor × Druckbleistiftminenkosten (PencilPowerPoint)
Die effektiven Minenkosten des Holzbleistifts sind also meist höher als die des Druckbleistifts, aber dies ist (wie gesagt) nur eine sehr grobe Abschätzung und wird der Komplexität des Themas bei weitem nicht gerecht. Unberücksichtigt ist hier u. a. auch das notwendige Zubehör, denn man kann die Mine des Holzbleistifts nicht ohne Spitzer und die Feinmine nicht ohne den sie haltenden Druckbleistift nutzen. – Für Künstler und andere, die die Minen ihrer holzgefassten Bleistifte voll ausnutzen, gilt diese Betrachtung natürlich ebenso wenig wie für Bleistifte mit Kurznut wie den GREENgraph von STABILO, dessen Mine knapp 3 cm kürzer ist.
Fazit
Ein Kostenverhältnis von etwa 1:1 bis 1:10, das noch dazu nur unter bestimmten Bedingungen gilt, und eine bereits vorher bekannte Erkenntnis – wer bei diesem doch recht dürftigen Ergebnis den Sinn des ganzen Aufwands anzweifelt, liegt ziemlich richtig ;-)
PencilAnna, ich denke, Dir nachfühlen zu können – die Herstellung minderwertiger Produkte (nicht nur Bleistifte) bekümmert ebenso wie der zuweilen missachtende Umgang mit den kleinen Gegenständen des Alltags.
P.S.: Für einen Grafiker reicht’s bei mir leider nicht.
Großartige Arbeit!
Zur Frage der verwendeten bzw. üblichen Minendurchmesser bei Holzstiften kommt mir in den Sinn, dass die keramischen Minen weniger flexibel sind und deshalb zur Bruchsicherung bei Sturz und zu hohen Aufsetzdrücken die Mine dicker sein muss als zur eigentlichen Verwendung erforderlich wäre. Ebenso ist vielleicht zu erwägen, dass die Mine den Bleistiftfertigungsprozess aushalten muss. Also will ich daher vermuten, dass der Durchmesser von 2mm ein Optimum für die Parameter Bruchssicherheit, Fertigung, Vielseitigkeit des Gebrauchs und Herstellungskosten darstellt, dies dann ja wohl schon seit langer Zeit.
Als Verteidiger des Althergebrachten finde ich den Kostenvergleich unter der Annahme, es gibt keinen Minenbruch, natürlich schwierig. Denn vielleicht ist ja gerade der Minenbruch der Grund, dass die bewährte 2 mm Minenstärke im hölzernen Stift (noch) nicht verringert wurde. Denn zumindest für Linkshänder gilt, dass die Mine des Druckbleistifts (0,5/0,7 mm) doch wesentlich häufiger unter der Last der ihm gestellten Aufgaben (zusammen-) bricht, wogegen der aus rechtem Holz geschnitzte Kollege deutlich robuster ist. Und im rauem Gelände, jenseits der Papiere und Zeichenfolien, auf Stock und Stein, wer will ihm da das Wasser reichen? Vom Wohlgeruch, der ihm, so gelegentlich in Form gebracht, entströmt, erst gar nicht zu sprechen.
Nochmal danke! :-)
Klaus: Ganz klar – die im Vergleich zur Polymermine erheblich geringere Festigkeit der keramischen Mine und die daraus resultierenden Anforderungen machen eine Verringerung des Durchmessers sehr schwer oder gar unmöglich. Im übrigen gehe ich davon aus, dass (wenn es machbar wäre) ein Hersteller damit bereits auf den Markt gekommen wäre.
Frank: Der Kostenvergleich ist nicht nur schwierig, sondern mit diesen vereinfachenden und zum großen Teil unrealistischen Annahmen sicher hart an der Grenze des Sinnvollen, doch ich konnte ihn mir einfach nicht verkneifen ;-) Keinesfalls wollte ich den holzgefassten gegen den Druckbleistift ausspielen, erst recht nicht bei alleiniger Betrachtung der Kosten, denn ich benutze beide gern und möchte keinen missen.
Der Gedanke, eine Polymermine in Holz zu fassen, liegt nicht nur hier nahe. Der Name des „Super Polymer 999“ vom japanischen Hersteller Pentel lässt vermuten, dass dies bereits geschehen ist, und die Gebrauchseigenschaften dieses sehr hochwertigen und in zwei Varianten erhältlichen Bleistifts sprächen dafür. Leider bin ich jedoch des Japanischen nicht mächtig, und so bleibt mir der Inhalt des Verpackungsaufdrucks verschlossen; meine Versuche, gesicherte Informationen zu erhalten, waren bis jetzt erfolglos.
Hervorragend! Großartig!
Ich glaube, dass Dave von der „Dave’s Mechanical Pencils“ einmal ein Pries für Pioneer Arbeit dieser art gab aus: Der „James Cook Award“ – du hast dich durch diese eigenständige graphische und mathematische Arbeit ganz bestimmt qualifiziert. :-).
MvG.
Henrik
Und wieder: Danke! :-) Daves „James Cook Award“ kenne ich leider nicht, aber dass Du meine Aktivitäten trotz ihres doch recht fragwürdigen Nutzens ;-) für auszeichnungswürdig hälst, freut und ehrt mich sehr :-)
„… I had ambition not only to go farther than any one had been before, but as far as it was possible for man to go …“ – Capt. James Cook, R.N.
Also of course Capt. James Kirk, Starfleet.
Lexicaliker seems to following…
Thank you, I feel honoured! :-) On the other hand I don’t think that my random meanderings are really worth an award.
Hervorragender Artikel, Danke für die Anregung! Ich bin leider erst heute durch einen Zufall auf diese Spitzfindigkeit gestoßen. Diese Frage hat und beschäftigt mich auch immer wieder. Vor einigen Jahren (2006) hatte ich einmal die beiden großen Hersteller aus Nürnberg angeschrieben, mit der Frage: Was ist das ökologischere Schreibgerät (Energiebilanz, CO2 bzw. Ökobilanz): Holzbleistift, Fallminenstift oder Druckbleistift? Die Antwort lautete: Fallminenstift und Druckbleistift. Aussage von Beiden war auch, dass von der Mine bei einem Holzbleistift nur ein sehr geringer Prozentsatz genutzt wird, vor allem, wenn man dann noch den Stummel berücksichtigt der zwangsläufig übrig bleibt. Das Holz ist zwar ein nachwachsender Rohstoff, aber für die Verarbeitung wird wohl viel Energie verbraucht: Fällen, Verarbeitung, Transport, Lackierung. Im Netz hatte ich einmal vor nicht allzu langer recherchiert bezüglich der Ökobilanz von Holzbleistift und Druckbleistift. Der Druckbleistift hatte auch da in verschiedenen Darstellungen die Nase vorn. Letztendlich ist der Holzbleistift ein Einwegprodukt, wenn auch ein sehr schönes.
Danke für die netten Worte und die Details aus Fachkreisen – interessant, dass man dort zu qualitativ ähnlichen Ergebnissen gekommen ist. Es wäre sehr spannend, die vollständige Ökobilanz zu sehen, allein schon wegen der betrachteten Aspekte. – Ja, der Holzbleistift ist ein Einwegprodukt, doch allzu große Belastung für die Umwelt wird er sicher nicht darstellen.
Leider habe ich die Mail nicht mehr und kann nur noch aus dem Gedächstnis die Antwort wiedergeben.
Die beiden deutschen Bleistifthersteller haben zum Bleistift (in all seinen Formen) keine Ökobilanz erstellt – zumindest damals nicht – da es keine einheitlichen Kriterien dazu gab. Somit liegt es immer auch daran, was berücksichtigt wird und was nicht, das hatten sie auch gesagt. Wird das eine oder andere Kriterium wie z. B. Nutzungsdauer des Druckbleistiftes verändert (er wird nur solange benutzt, bis die beim Kauf enthaltenen Minen aufgebraucht sind), oder die Tatsache, dass das Holz aus bewirtschafteten Wäldern mit Wiederaufforstung und Wasserlack, schlägt die Bilanz wieder eindeutig um zugunsten des Holzbleistiftes.
Interessanterweise hat man sich wohl (zumindest ansatzweise) beim Low-tech maganzine auch einmal Gedanken zu dem Thema gemacht. Dort meinte der Initiator, dass es formal schon so sein könne, dass ein Druckbleistift aus Kunsttoff umweltfreundlicher sein kann. Dies aber sehr stark von den Faktoren Nutzungsdauer und Entsorgung abhänge bei gleichzeitiger nicht Berücksichtigung der Tatsache, dass Erdöl eine begrenzte Ressource ist. Denn deren rein praktische und nicht empirische Erfahrung: Ein Großteil der Druckbleistifte wie auch Holzbleistifte werden nicht so lange wie möglich genutzt, heisst, viel Kunststoff wandert in den Müll oder in die Landschaft. Und was es mit dem Plastikmüll auf sich hat weiss man spätestens seit „Plastikplanet“.
Und ein ebenso wichtiger Faktor bleibt unberücksichtigt: Haptik und Ausstrahlung.
Danke für diese Details. Ich denke, dass die Zusammenstellung einheitlicher Kriterien nahezu unmöglich ist und man bei vielen Aspekten nicht umhin kommt, Annahmen zu machen (wie z. B. bei der erwähnten Nutzungsdauer). Der Wasserlack ist allerdings meines Wissens nicht so unbedenklich wie angenommen und beworben wird. Zum einen kann auch dieser bis zu 10% Lösungsmittel enthalten, und zum anderen ist er bei seiner Verarbeitung und der Entsorgung von Resten stärker belastend als der lösungsmittelhaltige Lack. – Danke auch für den Hinweis auf das Low-tech Magazine (einen Artikel zum Thema konnte ich leider noch nicht finden). Die Argumentation klingt plausibel, und den Hinweis auf „nicht so lange wie möglich genutzt“ kann ich bestätigen: Bei Lestari in Indonesien werden Bleistifte mit Zwinge und Radierer für 1 Cent pro Stück (!) gefertigt. Diese Bleistifte, vorwiegend für den US-amerikanischen Markt hergestellt, stehen bündelweise an Theken usw. und werden nur ein einziges Mal benutzt, d. h. noch nicht einmal angespitzt, und wandern anschließend in den Müll. – Haptik und Ausstrahlung sind natürlich wichtige Kriterien, und zum Glück gibt es sowohl bei mechanischen als auch holzgefassten Bleistiften einige Hersteller, die darauf achten.
Dazu gab es beim Low-tech Magazine auch keinen Artikel.
Nun ja mit dem Wasserlack ist das so eine Sache: Glaubhaftige Fachleute sagen, dass die Wasserlacke eigentlich umwelt- und vor allem Erbgutschädigender sei herkömmliche Lacke mit Lösungsmitteln.
Und zu Ihrer Anmerkung der Billigstifte: Vorproduzierter Müll, wie so vieles. Unglaubliche Verschwendung. Mir fehlen die Worte.
Darf ich fragen, welches ihren „haptischen“ Favoriten sind?
Ach so – ich hatte verstanden, das Low-tech Magazine hatte mal darüber etwas geschrieben.
Was die Gefahren durch den Lack angeht, so gibt es ja immer noch die Möglichkeit, unlackierte Bleistifte zu kaufen (z. B. den STAEDTLER 123 60).
Ja, diese Billigstifte sind wirklich eine unglaubliche Verschwendung. Was ich vergessen habe zu erwähnen: Diese Stifte sind nicht etwa so kurz wie die gefürchteten Dinger aus dem schwedischen Möbelhaus, sondern haben die volle Länge.
Da ich glatten Lack sehr mag, sind meine haptischen Favoriten bei den holzgefassten Bleistiften der STAEDTLER Mars Lumograph 2886 aus den 1960er Jahren und der Mitsubishi Hi-uni (auch der uni). Bei den Druckbleistiften komme ich immer wieder auf den Pentel GraphGear 500 (PG525) zurück, dessen Rändelung am metallenen Griffstück genau das für mich ideale Maß hat; auch seine Gewichtsverteilung empfinde ich als sehr angenehm. Und welche sind Ihre Favoriten?
Ja schon verstanden, Klotzen beim Wegwerfen….
Optisch und haptisch sehr schön: http://www.busproshop.ch/shop/reiner/Artikel/231133/detail.htm?gruppe=11480&page= Gibt es in Deutschland nicht. Nur in der Schweiz.
Optisch und haptisch schön: ja der Staedtler 2886, Mitsubishi Hi-uni ebenfalls nicht verkehrt (aber warum diese Kunststoffkappe am Stiftende???), Tombow Mono Professional. Die aktuellen Stadtlers Lumographen und Stenofixe sind in Ordnung. Castell 9000 war früher mal schön (helles grün) aber mittlerweile völlig verunstaltet mit Barcode und anderen Aufdrucken, ebenso die Grip 2001, etwas dicker und keine schwarzen Punkte wäre chicker. Wenn langes Schreiben ansteht hat sich bei mir der Castell TK 9400/9500 bewährt. Den Pentel GraphGear 500 kenne ich leider nicht. Mein Favorit: Lamy 2000 (auch als Kugelschreiber) einfach hervorragend :-).
Der Caran d’Ache Natura sieht gut aus!
Hoppla – an die Kunststoffkappe habe ich beim Schreiben des Kommentars gar nicht gedacht, und zu dieser fällt mir auch ein, dass sie sich nicht schön anfasst, wenn sie nicht ganz bündig sitzt; es bleiben also der 2886 und der uni. – Der 9000 hat durch die Änderungen auch in meinen Augen nicht gewonnen; schade ist zudem, dass das Gold des Prägedrucks ein anderes als das den Ringes ist. Für mich ungleich schöner waren das hellere Grün mit korrespondierenden Goldtönen und der Waage statt der kämpfenden Reiter. – Der Fallminenstift von Faber-Castell ist natürlich ein Klassiker, allerdings gibt es einige Modelle mit der Bezeichnung „9400“, die sich zum Teil deutlich unterscheiden. – Der LAMY 2000 ist natürlich ein geschmackvolles Stück!
Pingback: The BIC Matic Classic 0.7mm » Bleistift
Wow! Beautiful technical drafting and geometry drawing! It has so math that my brain hurts!
That’s why this is my favorite blog, because no one have done such deep analysis on this subject (it’s not only a superficial „review“ analysis, but how things work and are made). Maybe I could find similar analysis in a Japanese blog, but I couldn’t read using translator anyway…
It is near 1 year that I discovered this blog, and each time I read I find more and more info, like a torrent of data for years to come.
Thank you very much for your kind words! :-) I hope you find even more interesting topics in the future. Happy reading!
Hi,
hat jemand mal Nachforschungen gemacht, welcher komerziell erhaeltliche Druckbleistift den geringsten Minenverlust hat?
Wuerde mich sehr interessieren.
Ich weiß leider von keinem aktuellen Vergleich.
Irre, was nicht alles berechnet wird. Chapeau! :)
Ich mache es anders und füge das mal hinzu, weil dieser Fall bei Dir in Deiner Tabelle nicht vorkommt: Ich lege bei meinen Holzbleistiften die Mine lediglich auf ca. 5 mm Länge frei und lasse die Graphitmine so wie ist, also zylinderförmig. Dadurch habe ich einen gleichmäßig dicken Strich und der Bleistift hält ewig, weil von Brüchen der Mine abgesehen fast alles Graphit auf dem Papier und fast nichts im Mülleimer landet. Nachspitzen ist bei dieser Verwendung erst nach vielen vielen Seiten notwendig.
Das freut mich! :-)
Danke für diese Details – ein solches Vorgehen ist natürlich sehr wirtschaftlich. Nur dünne Striche darf man dann nicht machen wollen ;-)
Es gibt da noch eine Variante, wie man, Minen zu 100% gebrauchen kann. Und das sind die sich selber schärfenden „Kuru Toga“ Stifte. Das sind mechaniche Druckbleistifte, bei denen die Mine, jedesmal wenn sie frich aufs Papier gesetzt wird, ein kleines Stück routiert und so stets von einer etwas anderen Seite sich abnützt.Feine Sache, ich habe selber zzwei solche Stifte, sie schreiben fantastisch und die Mine kommt zu 100% aufs Papier. Habe sie leider erst in 0,5 und 0,7mm, doch sobald ich mal einen mit normal dicker Bleistiftmine (2mm) finde, werde ich mir auch sofort einen solchen kaufen.
Beste Grüsse,
Lutz
Danke für den Hinweis! Meines Wissens dient die Technik des Kuru Toga jedoch eher dem gleichmäßigen Abschreiben der Spitze als dem maximalen Verbrauch der Mine, und wie bei den meisten anderen Druckbleistiften bleibt auch beim Kuru Toga ein nicht nutzbarer Minenrest (vielleicht erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind die beiden unter „Sparschreiber“ vorgestellten Druckbleistifte). – Eine 2-mm-Variante des Kuru Toga wäre sehr interessant!
Ja natürlch, die Kuru Togas sind nicht als Sparschreiber konzipiert, sondern als Stifte, die sich durch die ständie Rotation selber anspitzen, ohne dass dabei aber „Spitzerabfall“ entsteht. Da man aber 0,5-, oder auch 0,7mm- Minen meines Wissens gar nicht anspitzt (anspitzen kann), hat das System nicht wirklich eine Sparfunktion.
Bei einem Kuru Toga-Stift mit einer 2mm-Mine wäre dann aber eine Sparfunktion durchaus vorhanden, abgesehen von dem letzten Minenrest.
Die Sparschreiber sind hochinteressant! Diese Stifte waren mir bisan nicht bekannt. Ich werde mir jetzt aber unbedingt den einen oder anderen zulegen. Besten Dank für’s darauf aufmerksam machen!
Die Motivation hinter dem Kuru Toga ist der Wunsch, immer mit der gleichen Strichstärke zu schreiben. Hier eine Abbildung aus einer Broschüre von Mitsubishi/uni (2008):
An das Anspitzen der Mine oder gar eventuellen Spitzabfall hat man bei diesem Minendurchmesser wohl kaum gedacht.
Bei einer 2-mm-Mine hätte man sicher weniger Spitzabfall, würde aber die meiste Zeit mit einer vergleichsweise stumpfen Spitze schreiben (aber das ist sicher Geschmackssache).
Was die „Sparschreiber“ angeht, so fürchte ich, dass beide nur noch antiquarisch erhältlich sind.
Kuru Toga- Stifte sind wohl nur in den Minenenstärken 0.5 und 0.7mm erhältlich. Da funktionieren sie sehr gut, ich habe beide von JetPens. Doch bei disen relativ dünnen Minen wäre die selbstschärfende Funktion eigentlich gar nicht nötig – es käme wohl auch niemandem in den Sinn, solche Minen sonst anzuspitzen. Warum also hier eine selbstschärfende Funktion? Bei einer 2 mm Mine sähe das schon anders aus, die werden ja auch gespitzt. Doch ich denke, da würde, wie Lexikaliker schon richtig sagt, das System der ständig rotierenden Mine gar nicht viel bringen. Die dadurch erreichte Strichstärke käme nie an die Feinheit einer gut gespitzten Mine heran, Der Strich würde immer relativ stumpf/dick bleiben. Darum gibt es in dieser Minenstärke wohl auch keine Kuru Togas.
Sparschreiber gibt es aktuell übrigens z.Bsp. bei JetPens als Platinum ZeroShin für unter 10 Dollar (exklusive Versadkosten :-)). Bei Muji habe ich auch schon ein anderes Modell in ungefähr gleicher Preislage gesehen.
Den Kuru Toga gibt es in 0.3, 0.5 und 0.7 mm (wenn auch nicht in allen Ausführungen).
Nochmal: Es geht hier nicht um eine „selbstschärfende“ Funktion, sondern um die gleichbleibende Strichstärke, die bei den komplexen japanischen Schriftzeichen und der oft kleinen Schrift durchaus sinnvoll sein kann (und sei es auch nur aus ästhetischen Gründen). Übrigens: Nur bei den Schriftsystemen, bei denen man den Stift oft vom Papier abhebt und wieder aufsetzt, ist die Technik des Kuru Toga sinnvoll; bei unserer Schreibschrift bleibt der Stift zu lange auf dem Papier, als dass sich der Nutzen zeigen würde.
Danke für den Hinweis auf den Platinum ZeroShin! Der ist dem STAEDTLER 9505 Integrity ja zum Verwechseln ähnlich (wahrscheinlich kommen beide vom selben OEM).