Der Welt auf der Paperworld Ende Januar in Frankfurt am Main vorgestellt und noch vor der bundesweiten Markteinführung Anfang Oktober hier zu sehen: Der WOPEX von STAEDTLER.
Beim ersten Kontakt mit dem in einem Arbeitsgang aus drei Sorten Granulat für Mine, Schaft und Deckschicht im Extruder gefertigten WOPEX fallen sofort zwei Merkmale auf, und zwar die samtig-rutschfeste Oberfläche und das spürbar höhere Gewicht, das mit 8,5 g über das Doppelte des Mars Lumograph (3,5 g) beträgt. Letzteres ist zurückzuführen auf den sehr dichten, zu 70% aus einheimischer Fichte bestehenden Werkstoff, der für den WOPEX zum Einsatz kommt. Die Länge von knapp 17,5 cm teilt der 7,6 mm dicke Stift mit seinen hölzernen Pendants, ebenso das sechseckige Profil mit abgerundeten Kanten und die Minenstärke von 2 mm.
Der silberglänzende Aufdruck ist knapp und macht nur die notwendigsten Angaben, was mich ebenso anspricht wie seine sehr hohe Qualität, denn er wurde sorgfältig aufgebracht und ist auch unter einer fünffachen Lupe makellos. Der spiegelnde Name in der Eurostile Bold Extended auf graublauem Untergrund – das hat etwas und passt hervorragend zum technischen Charakter dieses Schreibgeräts.
Die griffige Oberfläche der etwa 0,1 mm dicken Außenschicht ist sicher Geschmackssache, doch auch sie wirkt hochwertig – kräftigen, reibenden Angriffen hat sie in einem kurzen Test erfolgreich widerstanden, so dass sie sich im Praxistest in dieser Woche wohl ebenfalls bewähren wird. Verglichen mit der Beschichtung des STAEDTLER Mars ergosoft bietet die des WOPEX der Hand noch etwas mehr Halt.
Beim Spitzen im Handspitzer zeigen sich große Unterschiede zum Holzbleistift, denn das homogene Material wird leichter abgetragen und verlässt den Spitzer als folienähnlichen Abfall. Im Gegensatz zu manch anderen extrudierten Bleistiften sind an der Schnittfläche fast keine Poren zu erkennen.
Auch in der mit einem Fräser arbeitenden Kurbelspitzmaschine macht der WOPEX eine gute Figur, doch da die Maschine aufgrund ihrer Funktionsweise am kompaktem und im Vergleich zu Holz zäheren Material arg zu beißen hat, ziehe ich hier den Handspitzer vor.
Ein rascher Test zeigt keine signifikanten Unterschiede in der Bruchfestigkeit der Minen im Lumograph und im WOPEX, so dass auch letzterer dem rauhen Alltag gut gewachsen sein dürfte. Die Mine gleitet leicht über das Papier und hat eine gute, saubere Abgabe; in der Schwärzung steht sie jedoch leicht hinter dem Lumograph zurück und bei dickem Auftrag glänzt sie etwas weniger. Die Wischfestigkeit des WOPEX ist geringfügig besser als die des holzgefassten Kollegen.
Bei der Radierbarkeit lässt sich ebenfalls ein kleiner Unterschied wahrnehmen. Der Radierer Mars plastic aus gleichem Hause entfernt die Spuren des Lumograph etwas leichter und gründlicher als die des WOPEX, doch dies ist vom Papier, dem Radierer und von der Stärke des Andrucks abhängig.
Mit dem WOPEX verleiht STAEDTLER der 350-jährigen Geschichte des Bleistifts fertigungs- und materialtechnisch eine neue Dimension – ich bin sehr gespannt, wie er sich auf dem Markt macht.
Der in Deutschland hergestellte WOPEX kommt Anfang Oktober in den Handel und ist zunächst nur im Härtegrad HB erhältlich; die unverbindliche Preisempfehlung beträgt 0,90 Euro pro Stück.
Anm.: Dies ist der 300. Beitrag in diesem Weblog.
Nachtrag vom 9.7.09: Gestern habe ich zum wiederholten Male Probleme beim Spitzen des WOPEX mit dem Carl Decade DE-100 festgestellt. Auch wenn das Spitzergebnis sehr gut war, so gab es doch hin und wieder ruckartigen Schlupf zwischen dem Zahnkranz am Fräser (1) und dem in der Halterung (2); diese Beobachtung habe ich bei Holzbleistiften bisher noch nicht gemacht.
Ich weiß nicht, ob dieser Schlupf auf die Festigkeit des WOPEX oder die Qualität des DE-100 zurückzuführen ist und halte auch einen Zahnkranz aus Kunststoff hier für nicht ideal. Beim Dahle 133 und dem baugleichen Modell von M+R ist er durch 0,5 mm dickes Metall verstärkt; denkbar wäre allerdings, dass der DE-100 bewusst so konstruiert wurde, um – ähnlich einer Rutschkupplung – im Falle des Blockierens größere Schäden (z. B. einen Bruch der Kurbel) abzuwenden. Wie auch immer: Das sehr dichte und zähe Material des WOPEX sehe ich inzwischen mit etwas gemischten Gefühlen.
Nachtrag vom 17.2.09: Ein Jahr nach Vorstellung des WOPEX HB zeigte STAEDTLER auf der Paperworld 2010 die Härtegrade 2H und 2B; eine Besprechung des letzteren gibt es hier.
Nachtrag vom 8.10.11: Ein Co-Extrusionswerkzeug für die Fertigung des WOPEX kommt vom österreichischen Unternehmen Greiner Tool.Tec. – Einige weitere technische Details nennt die Ausgabe 6 des Biowerkstoff-Reports (PDF), erschienen im Oktober 2009, auf Seite 31. – Danke an Kai für die Hinweise!
Congratulations on the occasion of your 300th post!
This is a major new pencil technology from Staedtler. It will be very interesting to see how it does in the marketplace.
Stephen, thank you for your congratulations.
Yes, it is indeed a new pencil technology and I wish I knew one or the other detail of the manufacturing process, e. g. the components besides wood or the composition of the lead. But I’m pretty sure that these details won’t be publicised soon … ;-)
Vielen Dank fuer den tollen Bericht und Glueckwunsch zum 300. Eintrag.
Werden die Stifte auch in Dreiersets in dem Pappdisplay verkauft werden?
Ich finde die Verpackung bei Bleistiften ist sehr wichtig und mag es nicht diese einzeln ohne Packung zu kaufen. Vielleicht ja auch mal ein Anreiz zu einem Eintrag ueber die Aufbewahrung der gesammelten Schätze…
Gruesse
Danke für die Glückwünsche und die nette Rückmeldung! :-)
Soweit ich informiert bin, gibt es den WOPEX nur einzeln und im Dutzend. – Auch ich finde die Verpackungen sehr wichtig und habe Gefallen an ihnen, bieten sie doch nicht selten Zusatzinformationen und sehenswerte Gestaltungsaspekte. Was die Aufbewahrung meiner Stücke angeht, so sind die Lösungen eher bescheiden und zum Vorzeigen bei weitem nicht attraktiv genug. Ich suche jedoch nach einem Weg, ein bis zehn Stifte dekorativ in einem Rahmen unterzubringen; sollte ich mit diesem Vorhaben mal weiter- oder gar zum Ziel kommen, so könnte ich einen Beitrag daraus machen.
Wie ich lese ist die Aufbewahrung unserer Lieblinge nicht nur für mich ein leidiges Thema. Dutzendware lasse ich in der Regel in ihrer Originalverpackung, die häufig eine Pappschachtel ist, und gelegentlich ein hochwertiges Display wie z.B. beim Tombow Mono 100. Seltenere und mir wertvolle Exemplare ruhen in flachen Künstlerstifte-Holzkistchen; diese fassen ca. 30 Stück, allerdings nur solche ohne Radierer, und gibt es im einschlägigen Künstlerbedarf/-fachhandel. Die gummibestückten Freunde versammeln sich meist in Bürotassen, hohen Gläsern und in der klassischen „Schlamperrolle“.
Ich habe schon mal über einen Schrank mit entsprechenden Auszügen nachgedacht, ähnlich den alten Kartenschränken. Leider bin ich handwerklich nicht begabt und scheue die Kosten für eine entsprechende Maßfertigung.
Danke für den Einblick in die Vielfalt des Bleistift-Verstauens. Größere Mengen der Faltkartons kommen bei mir übrigens in diese kleinen Kunststoffboxen mit Deckel, die es bei IKEA günstig gibt. Nach dem Kauf von zwei der genannten flachen Holzschachteln (ich nehme an, es sind diese) fand ich in einem Geschäft vor Ort eine flache Holzkiste, etwa 40 cm breit, 24 cm tief und 8 cm hoch, mit drei flachen Schubfächern. Jede dieser fünfgeteilten Schubfächer ist mit knapp 17 mm zudem hoch genug, um auch noch das eine oder andere Zubehör wie Spitzer oder Radierer aufzunehmen. Die recht einfach gemachte und unbehandelte Kiste kostete knapp 30 Euro; ein Hersteller steht leider nicht drauf. – Ich hoffe ja immer noch, etwas zu finden, was sich umnutzen lässt, etwa Kartons bestimmter Größe. Auch habe ich schon experimentiert, z. B. mit Versandrollen, die man auf eine passende Länge bringen und ähnlich einem Weinregal übereinander montieren kann, doch so richtig zufrieden war ich mit den Ergebnissen bis jetzt noch nicht.
Ein maßgefertigter Schrank wäre natürlich ideal, ebenso die der Hersteller, mit denen die Ware im Geschäft präsentiert wird. Besonders angetan hat es mir dabei kürzlich ein Regal von LYRA, das nicht nur aus Holz, sondern auch so konstruiert war, dass man die innenliegenden Böden und Trennwände versetzen kann.
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Weitere Mateialinfos zum WOPEX:
http://www.nachwachsende-rohstoffe.info/nachricht.php?id=20091023-06
Danke für den Hinweis! Der Artikel enthält einige sehr bemerkenswerte Informationen zum Werkstoff und zur Herstellung. – Ich freue mich, dass STAEDTLER den Innovationspreis „Biowerkstoff des Jahres 2009“ gewonnen hat.
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Ein guter Artikel über ein gutes Produkt.
Zum Material: Es handelt sich um ein Holz Kunststoff Compound (WPC) aus etwa 70% Holz 25 – 27% Polypropilen und ca. 3 – 5% Additiven (Gleitmittel, Haftvermittler..)
Diese Materialien haben eine Dichte von ca. 1,3kg/dm³. Daher auch das höhere Gewicht des Stifes.
Gut spitzbar wird er vor allem weil das Holz als Mehl eingebracht wird und daher ein sehr homogenes Material entsteht.
In Europa werden solche oder ähnliche Materialien seit den 1970er Jahren eingesetzt damals hauptsächlich in Skandinavien.
Seit etwa 10 Jahren werden die Materialien, kommerziell erfolgreich, vor allem im Terassenbau verwendet.
Der Wopex Stift hat neue Impulse für diese Interessanten Materialien gegeben.
Gratulation an Staedtler!
Danke für Ihren Kommentar, die nette Rückmeldung und die interessanten Details.
Erinnere ich mich richtig, dass für die WOPEX-Mischung einheimische Fichte verwendet wird? Und: Gehe ich recht in der Annahme, dass das Granulat von Beologic kommt?
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