Bereits vor einiger Zeit stieß ich bei einem gründlichen Tauchgang in der Elektrobucht auf dieses Trio historischer Spitzer, deren Alter ich auf 70 bis 80 Jahre schätze.
Alle drei arbeiten mit Rasierklingen, die vielleicht bereits ausgetauscht wurden, und weisen nur geringfügige konstruktive Unterschiede auf. Die recht großen Öffnungen erlauben das Spitzen von Stiften mit Durchmessern bis 12 mm; mit etwa 45 × 35 × 20 mm und 29 bis 34 Gramm sind sie vergleichsweise groß und schwer.
Das Modell „Norola“ ist mit „D.R.G.M.“ (Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster), „D.R.W.“ (Deutsches Registriertes Warenzeichen) sowie „B. B.“ gekennzeichnet und stammt somit wohl aus Deutschland, während es sich bei der enthaltenen Klinge um eine Gilette 2351 mit englischem Aufdruck handelt.
„Made in Switzerland“ und „Patented“ ist der „UNICUM“, in dessen Innern sich eine in Deutschland hergestellte Klinge mit dem unterhaltsamen Namen „Servus Extra“ verbirgt. Auffällig ist hier der Einsatz, der den zu spitzenden Stift führen soll und so gut verriegelt ist, dass er sich heute nicht mehr lösen lässt.
Von der Produktbezeichnung her mein Favorit ist „SPETSO“, der dritte in der Runde. Eine schnelle Suche hat „spets“ als schwedisches Wort für „spitz“ hervorgebracht, und so wäre womöglich „Spitzo“ eine passende Übersetzung des Produktnamens (gäbe es ein so benanntes Modell auch heute noch, würde ich es umgehend kaufen). Für den Schnitt verantwortlich ist die Klinge „GUNNARS BLÅ“, „SVENSK TILLVERKNING“, also ein Produkt aus Schweden. – Das Design ähnelt sehr dem des „UNICUM“, sogar der Schriftzug wirkt wie aus gleichem Hause.
Was diese drei Spitzer (falls man sie überhaupt als solche bezeichnen darf) mit den Bleistiften anstellen, ist jedoch überhaupt nicht lustig – die Ergebnisse lassen den Erfolg des Spitzmessers in einem ganz neuen Licht und die aktuellen Spitzer als Wunderwerke der Technik erscheinen. Leider werkeln diese Schredder auch mit neuen Rasierklingen nicht besser, und so kann ich kaum glauben, dass sie jemals ihren Zweck richtig erfüllt haben. Aus heutiger Sicht gehen sie sicher eher als Fehlkonstruktionen durch, doch als Sammel- und historische Anschauungsobjekte eignen sie sich allemal.
Nachtrag vom 19.3.09: Die „Kleine Anspitzer-Fibel“ von Leonhard Dingwerth führt sowohl den „Norola“ als auch den „Unicum“ auf. Ersterer wurde 1931 von der Firma Fusor GmbH, Berlin, auf den Markt gebracht, und letzterer stammt von der Injecta AG in Teufenthal in der Schweiz, die ihn Anfang der 30er Jahre bis in die 50er Jahre hinein produziert hat.
dazu auch interessant:Spitzmaschine
Das ist allerdings interessant! Danke für den Link. Die meisten der dort aufgeführten Rasierklingenspitzer stammen aus der Zeit von 1930 bis 1940, und so vermute ich, dass die obigen ebenso alt sind. – Der Einsatz des „UNICUM“ dient demnach offenbar dazu, die Spitzöffnung für dünnere Bleistifte zu reduzieren.
Habe heute einen gut erhaltenen UNICUM erstanden (allerdings fehlt ihm der Einsatz zur Stiftführung). Der erste Versuch endete auch mit einem „geschredderten“ Stift. Aber, mit einer neuen Rasierklinge versehen und mit dem nötigen Feingefühl bedient, verrichtet der UNICUM gute Dienste. (Das Resultat hängt aber sehr von der Holzqualität des Stiftes ab.)
Danke für dieses Detail aus der Praxis. Es muss wohl unterschiedlich brauchbare Modelle gegeben haben, denn meine Exemplare konnte ich auch mit einer neuen Rasierklinge nicht zum Spitzen bewegen.
die rasierklingen waren dicker und damit steifer als die heutigen…
Ah! Das könnte sowohl das damalige Funktionieren als auch das heutige Nichtfunktionieren erklären.
A friend of mine has a sharpener resembling these, and so far, he has been unable to make it work with modern blades. Not even some vintage sets he’s got from the 60’s.
Guess you’re right, they probably never worked in the first place, which might explain why the Granate is still on-going and these sharpener-types are not.
I’m sorry to hear that your friend was unsuccessful with these sharpeners too. – As “sdfsd” said avove the old blades were thicker and stiffer; maybe the sharpeners have worked with these.
Es gibt Modellbau-Hobel, die Klingen benutzen, ähnlich wie Rasierklingen. Aber die sind wesentlich dicker und stabiler. Vielleicht funktionieren die. Zu finden z.B. mit der Google-Bildersuche, Suchbegriff „modellbau hobel klingen“ oder „hobelklinge“.
Das klingt gut – danke für diesen Hinweis!