Die meisten herkömmlichen Druckbleistifte gehen mit dem Graphit nicht gerade sparsam um: Bedingt durch das Zusammenspiel von Minentransport und -führung nutzen sie meist nur etwa 80 Prozent der Mine. Der Rest, also ein Fünftel, wird nicht mehr zuverlässig gehalten und landet daher im Müll.
Eine interessante Alternative dazu bieten STAEDTLER und Mitsubishi mit jeweils einem Modell, das die Mine zusätzlich an der Spitze und damit doppelt greift. Dies reduziert den nicht benutzbaren Minenrest auf gerade mal 1,5 Millimeter, was bei einer Mine mit der Standardlänge von 60 Millimetern sensationellen 2,5 Prozent entspricht. In anderen Worten: 97,5 Prozent des Graphits können genutzt werden.
Das für diese Bauform charakteristische Merkmal, die zweite Spannbacke an der Spitze des Stifts, ist auf den ersten Blick sichtbar. Sie ist dreigeteilt, ebenso wie die Klemmung, die im üblicherweise im Inneren verwendet wird (Ausnahmen davon sind Stifte mit dickeren Minen wie z. B. der STAEDTLER graphite 771, dessen Klemmung zweigeteilt ist).
Während sich beide Doppelgreifer in ihrer Kernfunktion nahezu gleichen, gibt es bei den anderen Merkmalen zum Teil deutliche Unterschiede, wie folgende Tabelle zeigt.
STAEDTLER Integrity | Mitsubishi Millino | |
Minendurchmesser (mm) | 0,5 | 0,5 |
Länge (mm) | 145 | 140 |
Gewicht (g) | 13 | 12 |
Material Griff | Gummi | Gummi |
Material Gehäuse | Kunststoff | Kunststoff |
Material Clip | Metall | Kunststoff |
Form des Griffs | Dreikant | Rund |
Griffdurchmesser (mm) | 11 | 12 |
Schwerpunkt | 7,3 | 5,8 |
Minenvorschub (mm/10) | 7 | 7 |
Radierer (mm) | ø 4 × 33 | ø 4 × 13 |
Clip hemdenfreundlich? | ja | ja |
Besonderheit | Radierer herausdrehbar | keine |
Hergestellungsland | Japan | Japan |
Preis | 6,95 USD (≈ 4,20 Euro)1 | ca. 300 Yen (≈ 1,80 Euro)2 |
Verkaufsland | USA | Japan |
Meine Versuche, die beiden Schreiber zerstörungsfrei zu zerlegen, um einen Blick auf ihr Innenleben werfen zu können, musste ich abbrechen – zu groß waren meine Bedenken, die offenbar verpressten Teile irreparabel zu beschädigen.
Die zusätzliche Spannbacke hat jedoch auch Nachteile, denn sie erschwert den Einsatz des Druckbleistifts am Lineal und lässt darüber hinaus die Spitze recht plump wirken.
Ihren Hauptzweck, nämlich die optimale Ausnutzung der Mine, erfüllen beide – im übrigen sehr gut verarbeiteten – Stifte ganz hervorragend. Während der Radierer am STAEDTLER Integrity einen echten Gebrauchswert hat (und damit eine Seltenheit darstellt), so spricht mich das Design des Mitsubishi Millino erheblich mehr an; auch den weiter vorne liegenden Schwerpunkt empfinde ich als vorteilhaft. Noch lieber wäre mir allerdings eine Variante aus Metall ohne Gummi am Griff, aber vielleicht ist ja eine solche bereits in Arbeit.
Die Vielzahl der Patente für einen „double-chuck mechanical pencil“, die Kotobuki & Co. in Kyoto, Japan, erteilt wurden3, lassen vermuten, dass sich sowohl STAEDTLER als auch Mitsubish4 eines dieser Patente haben lizensieren lassen oder (für mich noch wahrscheinlicher) die Druckbleistifte von Kotobuki gefertigt wurden. – Mehr zu diesem Unternehmen findet sich unter „The Mysterious Kotobuki“ bei Dave’s Mechanical Pencils.
Links:
STAEDTLER Integrity (9505) bei STAEDTLER USA/Canada
Mitsubishi uni Millino (M5-310) bei Mitsubishi uni
STAEDTLER Integrity und Mitsubishi Millino im Virtuellen Mäppchen
Nachtrag: Die Löcher in der Endkappe des Mitsubishi Millino dienen nicht etwa der Belüftung des heißgelaufenen Radierers, sondern sollen im Falle des Verschluckens die Luftzufuhr ermöglichen und so Schlimmeres verhindern. Das entsprechende Patent (Vent system for writing instrument) ist jedoch laut dieser Quelle am 30. April 2003 wegen nicht bezahlter Gebühren ausgelaufen.
Nachtrag vom 9.4.09: Bei Dave’s Mechanical Pencils gibt es eine englischsprachige Besprechung des STAEDTLER Integrity 9505.
- Bei PencilThings, einem sehr empfehlenswerten Versender.↩
- Angabe des Herstellers; einen Versender, der diesen Stift führt, kenne ich leider nicht.↩
- Siehe z. B. 5988913, 6379067 und 6783292. Unter EP0715968 und EP0863023 gibt es auch eine deutsche Fassung des Anspruchs auf den „Mechanischen Doppelfutterstift“ und „Füllminenstift mit zwei Spannbacken“.↩
- Laut Punkt Q10 in „About Mitsubishi“ hat dieses Unternehmen nichts mit dem Automobil-Hersteller gleichen Namens zu tun.↩
The Parker set I had, it’s pencil mechanism was exactly like this. The jaws extended out from the tip. I guess it would conserve lead, wouldn’t it?
Yes, it conserves lead. While a common mechanical pencil can’t use the last 15 to 20 percent of the lead (this part is no longer held properly in axial direction) these double-clutch writing implements produce only 2.5 percent waste; this is a noticeable difference. The pencils with that mechanism are useful not only for more expensive lead but also for lead that breaks more easily (like the colour variants).
The Pentel e-sharp (AZ125) pursues a similar goal. As far as I know the sleeve of this pencil is much closer to the clutch, making a continuous feed possbile. With this, the last part of the old lead is held in axial direction by the new one that follows. This reduces the lead waste to 3.5mm which is about 6 percent.
Do you have some information about that Parker set you mentioned? Any detail is much appreciated.
Lt Webseite hat auch der
STAEDTLER® triplus® micro
nur einen kleinen Minenrest (dort sind 95% angebene)
Stimmt! An den triplus micro habe ich gar nicht gedacht. Im Gegensatz zu den beiden gezeigten ist er hier problemlos zu bekommen und hat außerdem einen ernstzunehmenden, nachfüllbaren Radierer sowie ein taschenfreundliches Minenführungsröhrchen.
Pingback: The BIC Matic Classic 0.7mm » Bleistift